Zwei Helfer vom DRK Winnenden waren drei Tage im Einsatz
Am Dienstag gegen 1 Uhr nachts konnten Carolin Häußer und Christian Franck den Notfallkrankentransportwagen wieder in der Garage ihres DRK-Ortsvereins Winnenden parken. Fast drei Tage dauerte ihr Einsatz im Hochwasser-Katastrophengebiet in Rheinland-Pfalz, zu dem sie am Samstagmorgen aufgebrochen waren. Sie waren Teil des fünften Kontingents aus Baden-Württemberg und unterstützten vor allem den Rettungsdienst. Die Zustände seien zum Teil katastrophal. „Autos wurden weggeschwemmt, ganze Häuser sind verschwunden und weiterhin werden Tote Menschen gefunden“, sagt Zugführer Christian Franck. Ein anstrengender Einsatz für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des DRK.
Aufgrund der sehr hohen Einsatzwahrscheinlichkeit standen die Helferinnen und Helfer des DRK Winnenden seit Donnerstagnachmittag in den Startlöchern, um sofort ins Katastrophengebiet aufbrechen zu können. Am Samstagmorgen wurde der Notfallkrankentransportwagen, den das Land Baden-Württemberg dem DRK für den Bevölkerungsschutz zur Verfügung stellt, zum Einsatz gerufen. 32 Krankentransporten aus dem Bevölkerungsschutz machten sich als Kolonne auf den Weg ins Katastrophengebiet. Hinzufahren, ohne genau zu wissen, was einen erwartet, sei eine Herausforderung, sagt Christian Franck.
„Es gab keinen Strom, kein Internet, teils nicht einmal mehr Straßen"
In den ersten Stunden stand ihr Konvoi auf Abruf bereit, um bei Bedarf Altenheime oder andere Einrichtungen zu evakuieren; Einsätze, bei denen zeitgleich mehrere Krankentransportwagen benötigt werden. Später änderte sich ihr Auftrag und die Versorgung der Bevölkerung stand im Vordergrund und das Team aus Winnenden übernahm eine Gebietsabsicherung: Als so genannte „First Responder“ unterstützten sie den Rettungsdienst, berichtet Christian Franck. Weil ganze Ortsteile nicht mehr zu erreichen waren, standen sie im Verlauf an wichtigen Stellen als Ansprechpartner für die Menschen bereit. „Zu diesem Zeitpunkt ging es nicht mehr ums Evakuieren, sondern um die Versorgung der Menschen in den von Hochwasser betroffenen Regionen“, sagt Christian Franck. Unter anderem übernahmen sie die Wundversorgung der Menschen. „Pflaster und Verbandsmaterial war vor Ort nicht mehr vorhanden“, sagt Rettungssanitäterin Carolin Häußer. „Doch einige Menschen waren verletzt oder verletzten sich bei den Räumungsarbeiten.“ So übernahm das erfahrene Helfer-Duo aus Winnenden die Wundversorgung und gab Auskunft über weitere Hilfskräfte. „Je nach Lage ist es in den betroffenen Dörfern wie im Krieg“, schildert Sanitäter Christian Franck. „Es gab keinen Strom, kein Internet, teils nicht einmal mehr Straßen. Brücken waren zerstört.“ Somit waren die Rettungswege sehr lang und viele Krankentransportwagen wurden zu Gebietsabsicherung eingeteilt. Mit ihrem Fahrzeug können sie bis zu zwei Patienten liegend transportieren.
Christian Franck ist beeindruckt, von dem Ausmaß an Hilfsbereitschaft. „Hunderte Fahrzeuge fanden sich am zentralen Bereitstellungsraum ein. Hilfsorganisationen, Feuerwehr, Bundeswehr. Räumpanzer und Amphibienfahrzeuge warteten auf ihren Einsatz, während über unseren Köpfen Hubschrauber der Bundeswehr flogen“. Vor Ort folgten sie den Befehlen der Einsatzleitung. „Alle Kolleginnen und Kollegen waren voll motiviert, ihren Beitrag zu leisten. Das ist sehr beeindruckend“, sagt Carolin Häußer. „Genau dafür habe ich die vielen Stunden Aus- und Fortbildung investiert, um den Menschen in solch einer Notlage helfen zu können.“
„Wir sind jederzeit bereit, in Deutschland zu helfen“
Carolin Häußer und Christian Franck arbeiten beide in Winnenden, sie auf dem elterlichen Weingut als Marketingmanagerin, aber nebenberuflich im DRK-Rettungsdienst. Christian Franck arbeitet hauptberuflich als Produktmanager bei einem Winnender Industrie-Unternehmen. Beide sind froh, dass sie den Menschen vor Ort helfen konnten. Doch die Lage sei dramatisch. An vielen Orten werde es auch die nächsten Monate nicht möglich sein, zu leben. Bereits am Dienstagmittag war ihr Fahrzeug wieder einsatzklar. Das DRK ist für weitere Einsätze gewappnet. Auf das Ehrenamt ist Verlass. „Wir sind jederzeit bereit, in Deutschland zu helfen“, sagt Raphael Rojas Zugführer der Einsatzeinheit 1 im Rems-Murr-Kreis “Unteres Remstal” und steht damit stellvertretend für das gesamte DRK im Rems-Murr-Kreis.
Jeder Sanitäter beim DRK-Kreisverband absolviert einen Helfer-Grundausbildung-Praxistag. An diesem Tag werden Inhalte rund um den Katastrophen- und Bevölkerungsschutz vermittelt. Zwar gebe es regelmäßig Übungen, „doch auf so eine große Schadenslage können sie sich nicht vorbereiten“, ordnet Bereitschaftsleiter Raphael Rojas die Lage ein. „Mehrtägige Einsätze sind für uns Ehrenamtliche die Ausnahme“. Doch sind im Einsatz Fertigkeiten gefragt, „die jeder unser Sanitäterinnen und Sanitäter in der Grundausbildung vermittelt bekommt. Jeder Helfer weiß, dass es irgendwann zu so einem Großeinsatz kommen kann.“ Da sei es wichtig, als Kreisverband auf Strukturen zurückgreifen zu können, die krisenerprobt sind. Die Führungsgruppe ist zu jedem Zeitpunkt über die Einsatzfähigkeit der vielen Einsatzformationen des DRK im Rems-Murr-Kreis informiert. Es gibt unter anderem Schnelleinsatzgruppen Erstversorgung und Betreuung, Führungsmodule, aber auch Einsatzkräfte der PSNV (psychosoziale Notfallversorgung). Insgesamt kann das DRK Rems-Murr auf mehrere Hundert Ehrenamtliche zurückgreifen. „Wir können so schnell wie nötig auf Anforderungen reagieren“, sagt Raphael Rojas. Jedes benötigte Fahrzeug sei einsatzklar und Helfer können in kurzer Zeit alarmiert werden.
Sachspenden und Fördermitgliedschaft
Sachspenden können derzeit nicht entgegengenommen werden. Das DRK bittet jedoch um Geldspenden, um die betroffenen Menschen unterstützen zu können. Vom DRK-Bundesverband wurde hierzu folgendes Konto eingerichtet:
IBAN: DE63370205000005023307
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Hochwasser
Ihrem DRK-Ortsverein können Sie als DRK-Fördermitglied finanziell unter die Arme greifen und so auch die Ausbildung der Sanitäterinnen und Sanitäter unterstützen.