Vier Schwerverletzte nach Dachfenster-Sturz: DRK unterstützt Betroffene und Polizei
Das Deutsche Rote Kreuz war bei dem Unfall in Grunbach, bei dem vier Kinder verletzt wurden, nicht nur mit 23 Einsatzkräften des Rettungsdienstes und 15 ehrenamtlichen Helfern vor Ort. Bis Mitternacht betreuten sechs Kräfte der Psychosozialen Notfallversorgung des DRK Rems-Murr Betroffene und Angehörige. Sie begleiteten die Menschen ins Krankenhaus und unterstützten die Polizei dabei, den Eltern die Nachricht zu überbringen, dass ihre Kinder bei einem Unfall mitunter schwer verletzt wurden.
Sechs PSNV-Kräfte im Einsatz
Bereits wenige Minuten nach dem Unfall zeigten die Meldeempfänger der ehrenamtlichen Heferinnen und Helfer der Psychosozialen Notfallversorgung des DRK um 20.34 Uhr den Notfall an, bei dem vier Kinder aus acht Metern auf einen harten Untergrund abgestürzt waren. Daher galten sie als schwerverletzt, erläutert das DRK. Somit war der Einsatz der PSNV-Kräfte angezeigt. Sie betreuen vor Ort Betroffene und Angehörige. Aufgrund der anfangs unklaren Lage waren gleich sechs Einsatzkräfte angefordert worden, die unmittelbar mit ihren Privatfahrzeugen zur Einsatzstelle in Remshalden kommen sollten. „Es war anfangs nicht klar, wie groß der Einsatz wird“, berichtet Alexandra Zoller, die an diesem Abend die Gruppenführung übernahm.
An der Notfallstelle gibt es klare Abläufe. Die Einsatzkräfte treffen nach und nach ein und melden sich beim Gruppenführer. Der steht in Kontakt mit der Einsatzleitung, bestehend aus haupt- und ehrenamtlichen Kräften, die über einen gemeinsamen Einsatzleitwagen verfügen. Dort laufen alle Informationen zusammen und werden zielgerichtet weitergeleitet. Es handelt sich um eine Art mobile Leitstelle. Als der Bedarf ermittelt war, wies der Gruppenführer den geschulten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ihre Dienste zu. Unter anderem galt es, einen Vater zu betreuen, der vom Unglück erfahren hatte und an den Unfallort geeilt war. „Wir sind vor Ort, um die Menschen zu betreuen. Wir helfen ihnen, in der Akutphase mit einer für sie völlig ungewohnten Situation umzugehen“, erläutert Alexandra Zoller. „Unsere Einsatzkräfte sind den Umgang mit Menschen gewohnt, die nach einer solchen Notlage völlig aus dem Leben gerissen wurden und sich mit unserer Hilfe erst einmal sortieren müssen.“ Auch begleiteten die Rotkreuzler die Polizei bei der Aufgabe, die Eltern der verunfallten Kinder über den Vorfall zu informieren. Wenn notwendig, unterstützen sie sowohl Betroffene als auch Angehörige beim Weg ins Krankenhaus. Einige PSNV-Kräfte konnten den Eltern auf diese Art helfen.
Sehr gute Zusammenarbeit mit kirchlichen Seelsorgern
„Wir betreuten priorisiert“, erläutert Alexandra Zoller. Die Einsatzleitung ermittelt den Bedarf und veranlasst dann die gezielte Hilfe für die Personen. Die Umsetzung übernehmen die PSNV-Kräfte. Oft geht es auch einfach darum, den Menschen zu erläutern, wie die Abläufe bei einer solchen Notlage sind, wie es weitergeht und Fragen zu beantworten. Den Angehörigen und den unverletzten Betroffenen werde nach der Akutphase signalisiert, dass es auch im Nachgang Unterstützungsangebote gibt, auf die jederzeit zurückgegriffen werden könne. „Alles was, wir in der Theorie lernen und üben, hat an diesem Abend sehr gut funktioniert“, sagt die erfahrene Helferin, die auch die sehr gute Zusammenarbeit mit den kirchlichen Seelsorgern lobt. Gegen Mitternacht war der Einsatz beendet. Allerdings gibt es auch danach klare Abläufe. Nun stehen die Helfer im Fokus.
„Grundsätzlich findet ein gemeinsamer Abschluss statt. In dieser Einsatznachbesprechung unmittelbar im Anschluss fragen wir, wie es unseren Einsatzkräften geht. Diese direkte Nachbesprechung ist ein elementarer Baustein unserer Hilfe“, sagt Alexandra Zoller. Zeigt sich beispielsweise, dass auch die Notfallhelfer nach dem Einsatz Unterstützung benötigen, können beispielsweise Peer-Präventionskräfte gerufen werden. Dabei handelt es sich ebenfalls um ausgebildete Kräfte des DRK, die sich gezielt um Einsatzkräfte kümmern. Erst kürzlich ermöglichte die neu gegründete Stiftung des Deutschen Roten Kreuzes im Rems-Murr-Kreis die Ausbildung der ersten Peer-Kräfte des DRK im Kreis. „In der Regel reicht aber eine kurze Nachfrage, da unsere geschulten Einsatzkräfte über eine gute Widerstandskraft verfügen. Aber es ist uns wichtig, dass nach belastenden Einsätzen nichts hängenbleibt.“ DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler dankt allen beteiligten Helfern. „Bei solchen Einsätzen, wo es darum geht, den Betroffenen schnellstmöglich zu helfen, zeigt sich, wie wichtig die gute Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und allen weiteren beteiligten Einsatzkräften ist. Eine professionelle Notfallrettung und ein starkes Ehrenamt zeichnen uns im Rems-Murr-Kreis aus.” Die DRK war mit der sogenannten „Einsatzgruppe Akut” aus Remshalden sowie Kräften aus Fellbach, Urbach, Weinstadt, Rudersberg und Spiegelberg vor Ort.
Information:
In allen akuten psychischen Krisensituationen leisten ehrenamtliche Kriseninterventionshelfer des Deutschen Roten Kreuzes psychosoziale Akuthilfe für Betroffene. Sie sind da, hören zu, trösten, begleiten, informieren und vermitteln. Sie kümmern sich um erste organisatorische Belange, helfen beim Verständigen von Angehörigen, Freunden und Bekannten. Die Maßnahmen der psychosozialen Notfallversorgung zielen auf die Bewältigung von kritischen Lebensereignissen und der damit einhergehenden Belastungen für Betroffene einerseits und für Einsatzkräfte andererseits ab. Um die Qualität nach einheitlichen Standards sicherstellen zu können, sind Ziele, Aufgaben, Einsatzindikationen, Maßnahmen, - sowie Anforderungen und Ausbildungscurricula im DRK-Rahmenkonzept PSNV beschrieben. Beim DRK-Kreisverband Rems Murr engagieren sich aktuell rund 20 Menschen in diesem ehrenamtlichen Dienst.