Sanitäter üben den Ernstfall: Endlich wieder Praxistag beim DRK
„3,2,1“, ruft eine Helferin beherzt und auf Kommando strecken sich zehn Beine und zehn Arme hieven das Konstrukt in die Höhe. Als die Helfer des DRK später gemeinsam die Plane über die Stangen ziehen, nimmt das Zelt Form an, das beispielsweise für die medizinische Versorgung verwendet werden kann. „Es macht so Spaß, mal wieder Menschen im Einsatz zu sehen“, freut sich Sina Löhle sichtlich. Sie ist stellvertretende Kreisbereitschaftsleiterin beim DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. Das DRK kann nach fast einem Dreivierteljahr Pause wieder neue Sanitäterinnen und Sanitäter ausbilden. Corona-bedingt können lediglich acht Menschen am Juni-Kurs teilnehmen. Am Wochenende fand als wichtiger Bestandteil der Ausbildung der Praxistag der Einsatzkräfteausbildung statt.
Ein großes Helfer-Potenzial ist auch und insbesondere in Zeiten von Corona von großer Bedeutung. Der Bevölkerungsschutz dient dazu, die Auswirkungen schwerer Notlagen wie Katastrophen zu begrenzen und zu bewältigen. Daher ist das große Interesse an diesem Praxistag ein wichtiges Signal für die Sicherheit im Landkreis und für die Attraktivität des Ehrenamts. „Es geht endlich wieder los“, sagt Sina Löhle. Aktuell sind kreisweit viele DRK-Helfer in Schnelltestzentren, bei Blutspende-Terminen und bei der Praktischen Unterweisung für „Geschulte Dritte“ bei SARS CoV-2 Antigen-Schnelltests aktiv. Da in den kommenden Monaten wohl viele Veranstaltungen nachgeholt werden, bei denen die DRK-Ortsvereine Sanitätsdienste übernehmen werden, gilt es nach der erzwungenen Durststrecke wieder neue Sanitäter auszubilden.
Gelernt wird an vier Stationen
An diesem Praxistag werden an insgesamt vier Stationen die Grundkenntnisse in den Bereichen Einsatz, Betreuung, Technik und Sicherheit und erweiterte Erste Hilfe vermittelt. Die angehenden Sanitäter erhalten einen Überblick über Einsatzmöglichkeiten und Einsatzstärke sowie das vorhandene Material und die technische Ausrüstung – und viele praktische Hinweise. Wie gleitet die Trage patientenschonend aus dem Einsatzfahrzeug? Was es hier zu beachten gilt, das verrät Philipp Wolf vom DRK-Ortsverein Murrhardt, der sich viel Zeit für die Fragen der Helferinnen und Helfer nimmt. Zwischendurch knackt immer wieder das Funkgerät, denn auch das Funken wird an diesem Tag erlernt.
In Sachen Digitalisierung ist das DRK im Rems-Murr-Kreis gut aufgestellt. Dienstabende finden seit Monaten online statt. Aber die Praxis, das gemeinsame Üben, Ausprobieren, Austauschen und Anpacken, das gemeinsame Erlebnis, Menschen zu helfen, das fehlt seit vielen Monaten aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie. „Nichts machen zu können, das ist demotivierend für uns Rotkreuzler“, beschreibt Ausbilderin Sina Löhle. Dank eines umfangreichen Hygiene-Konzepts – weniger Teilnehmer, Kontakte und Handgriffe bei den Übungen sowie ständiges Händewaschen, Desinfizieren und tägliche Schnelltests – konnte der Helfernachwuchs endlich mal wieder ins kalte Wasser geworfen werden. Denn ein Klick mit einer Maus beim E-Learning ist etwas anderes, als im DRK-Einsatzfahrzeug einen Funkspruch abzugeben, unter Zeitdruck ein Zelt für Verletzte aufzubauen oder eine Reanimation zu simulieren. Mehr als 100 Unterrichtseinheiten werden die acht angehenden ehrenamtlichen Einsatzkräfte am Ende in ihre Ausbildung investiert haben, damit sie später ihren Mitmenschen fachkundig helfen können.
Weiterhin große Hilfsbereitschaft im Kreis
Gibt es aufgrund der vielfältigen Corona-Folgen weniger Menschen, die sich in ihrer Freizeit in den Ortsvereinen für ihre Mitmenschen engagieren wollen? Nein, sagen die Verantwortlichen des DRK. Weiterhin sei das Interesse, sich für die Mitmenschen einzusetzen sehr hoch. In der Corona-Krise habe das DRK gezeigt, dass auf die Einsatzkräfte Verlass ist. Im Notfall kann das DRK rund 850 qualifizierte Helferinnen und Helfern aus den Ortsvereinen aufbieten. Die Bereitschaft, auch in Zeiten von Corona kurzfristig Dienste zu übernehmen, beispielsweise beim Impftruck oder in Schnelltest-Zentren, war groß, sagt Sina Löhle. Doch feststeht: „Unsere Leute würden gerne mal wieder einen Großdienst übernehmen, Altstadfest, SchoWo etc.“ Denn obwohl derlei Dienste viel Arbeit machten, was vor allem auch die Organisation betrifft, mache es ihnen unheimlich Spaß, im Notfall zu helfen. Und zu wissen, wie man im Notfall fachmännisch helfen kann, das erleben die Rotkreuzler an diesem Praxistag, bei dem sie endlich wieder als Team aktiv sein können.
Wer beim DRK mitmachen will, kann sich gerne beim DRK-Kreisverband melden: rotkreuzdienste(at)drk-rems-murr.de und 07151 2002-0. Infos auf: www.drk-rems-murr.de/mitmachen