Zeltspektakel und Festtage: "Verrückte Tage" für das DRK
Drei DRK-Teams haben im Zelt Position bezogen. Passiert ein Notfall, jemand wird beispielsweise ohnmächtig, kann das Helfer-Duo sofort Erste Hilfe leisten. Rund ein Dutzend ehrenamtliche Einsatzkräfte sichern das Winterbacher Zeltspektakel an jedem Tag sanitätsdienstlich ab – auch am Samstagabend. Die Lage ist ruhig. Überwiegend sind es Insektenstiche, die das Publikum plagen. Ganz anders sieht die Lage bei den Plüderhäuser Festtagen am Samstag aus. Hier ist gegen Mitternacht richtig was los.
Der Notarzt kommt
Zum ersten Mal wird der Notarzt gegen 19 Uhr gerufen: Allergische Reaktion nach Insektenstich. Routiniert gehen die Mitglieder der DRK-Bereitschaft Plüderhausen vor. Die Person wird behandelt, die Angehörigen werden betreut. Acht ehrenamtliche Einsatzkräfte sind am Samstag bis knapp 4 Uhr im Dienst. Gegen 21 Uhr ist es wieder ruhiger an der DRK-Zentrale. Bürgermeister und Ortsvereinsvorsitzender Benjamin Treiber besucht die Helfer. Auch Polizei und Ordnungsamt tauchen auf, man tauscht sich aus, unterhält sich. Um 20 Uhr war Sicherheitsbesprechung für Polizei, Security, DRK und Feuerwehr etc. Ein Sicherheitskonzept wurde im Vorfeld erstellt. Das Festzelt ist beispielsweise über ein Koordinatensystem in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Anfahrtswege für die Einsatzfahrtzeuge der DRK-Bereitschaft sind definiert. DRK und Rettungsdienst sind vorbereitet. Einige Festbesucher sind es nicht.
Ein Jugendtlicher hat zu viel getrunken ..
21.30 Uhr. Während in Winterbach die Band Kingking auf der Bühne für Stimmung sorgen, sorgt ein junger Mann in Plüderhausen für Aufregung. Er nähert sich der DRK-Zentrale am Kreisverkehr, im Schlepptau drei weibliche Begleiterinnen. Seinem Freund geht es nicht gut, schildert er Schichtleiter Ralph Reichert, der ihn in Empfang nimmt. Sein Freund spucke und zittere. Reichert spricht ins Funkgerät. Helfer-Team benötigt. Yvonne und Daniel erscheinen mit Notfallrucksack. „Erfahrene Einsatzkräfte erkennt man daran, dass sie nicht rennen“, sagt ein Helfer später. Schnell aber abgeklärt ziehen die Helfer los. Zehn Minuten später liegt der Mann draußen auf einer Fahrtrage neben den Behandlungsplätzen im Zelt. „Frische Luft hilft“, sagt jemand. Der Arm mit dem Spuckbeutel bewegt sich regelmäßig. Schnell steht fest, ein Rettungswagen wird nicht benötigt. Nach knapp einer Stunde holen die Eltern ihren Sohn ab. Solange war das DRK-Duo gebunden. Passieren zwei, drei solcher Vorfälle parallel, kommt das Ehrenamt schnell an seine Grenzen. Und nach Mitternacht passiert viel. „Es kam geballt“, sagt Ralph Reichert rückblickend.
Krampfanfall - Der Rettungsdienst kommt
Krampfanfall. Nach einem Funkspruch rücken zwei ausgebildete Einsatzkräfte mit dem Fahrzeug aus und kehren mit einer zwischenzeitlich bewusstlosen Person zurück. Die Integrierte Leitstelle wird über Funk alarmiert, ein Rettungswagen fährt los. Die drei Einsatzfahrzeuge vor Ort gehören zu den DRK-Bereitschaften mit ihren qualifizierten ehrenamtlichen Einsatzkräften. Notarzteinsatzwagen und Rettungswagen gehören zum Regelrettungsdienst, der über die 112 alarmiert wird.
Bewegung aber keine Hektik herrscht in der DRK-Zentrale. Weitere Notfälle passieren zeitnah, so dass nach Mitternacht zwei Rettungswagen und ein Notarzt parallel beim Festgelände stehen, in einem Fall wegen Drogenintoxikation. Die Person zittert und hat Krämpfe. Es sind diese Augenblicke, die das Ehrenamt fordern. Anstrengende Notfälle, die auch routinierten Helfern viel abverlangen, bei denen junge Kräfte an ihrer Seite jedoch auch viel lernen können, bis auch sie erfahren sind, sagt Ralph Reichert. So herrscht für rund 90 Minuten Hochbetrieb. 21 Hilfeleistungen waren es am Samstagabend insgesamt, teilt der Schichtleiter später mit. Eine Nachalarmierung, alles wurde im Vorfeld organisiert und weiteres Personal wäre bei Bedarf schnell auf dem Weg nach Plüderhausen gewesen, war nicht notwendig. Auch nicht am Donnerstag mit zwei und am Freitag mit insgesamt 16 Hilfeleistungen. Weil Freitag so viel los war, hatte sich die Bereitschaft dazu entschieden, ein drittes Einsatzfahrzeug bereitzuhalten. Unter anderem eine Person hatte sich in einem „psychologischen Ausnahmezustand“ befunden. Auch an dieser Stelle gelang es dem Ehrenamt, die Situation zu einem guten Ende zu führen.
Den Sanitätsdienst stemmt das DRK Plüderhausen mit eigenen Einsatzkräften. „In den vergangenen Jahren haben wir viel in die Ausbildung investiert“, sagt Ralph Reichert. „Wir sind gut aufgestellt.“ Und mit jedem Dienst werden die Helfer erfahrener. Wenn an der DRK-Zentrale wenig los ist, gehen Zweier-Teams regelmäßig über das Festgelände, zeigen Präsenz und schauen nach den Besuchern. Dann nehmen sie Notfälle direkt wahr. Oft werden sie von Angehörigen oder über Funk von der Security informiert. Bis halb vier waren sie am Samstag im Einsatz. Um 4 Uhr morgens stand das Team am DRK-Heim, räumte auf, lud Einsatzgerät auf und bereitete den nächsten Dienst vor.
„Du weißt, was im Notfall zu tun ist“
Wie anstrengend sind die Festtage? Dank ihrer Aus- und Fortbildungen sind sie gut vorbereitet. „Du weißt, was im Notfall zu tun ist“, sagt Ralph Reichert. Am besten sei es, wenn sie nichts zu tun hätten. Denn dann ginge es den Leuten gut. Aber wenn etwas passiert, sind sie da. Einige Ehrenamtliche sind auch Helfer vor Ort und kennen dank dieser Dienste die gesamte Bandbreite an Notfällen und Hilfeleistungen. Und Menschen helfen und Gemeinschaft erleben, das mache Spaß, sind sich die Helfer einig. Diese Hilfeleistungen umfassen ein Pflaster auf eine Schürfwunde und einen Krampfanfall nach Drogenmissbrauch mit Notarzt-Einsatz.
Bereits im Vorfeld können die Helfer einschätzen, wie einsatzintensiv ein Abend werden könnte. In Winterbach erkundigt sich Bürgermeister Sven Müller, der auch Ortsvereinsvorsitzender ist, beim DRK-Team. Die Prognose: Am Samstag bleibt es ruhig. Das bestätigt sich später. Generell sei das Publikum beim Zeltspektakel aus Helfer-Sicht angenehm. Bei den Festtagen ist das Einsatzaufkommen erfahrungsgemäß am Freitag und Samstagabend etwas höher. Hier können einige wenige Besucher für Notfälle sorgen, wenn sie beispielsweise zu viel getrunken haben. Das ganze Spektrum von Pflaster bis Drogenintoxikation bietet der reizvolle und zugleich anstrengende Sanitätsdienst an diesen „fünf verrückten Tagen“ in Plüderhausen, so Ralph Reichert.