„Mit der Inbetriebnahme der Notarztwache Welzheim und der damit verbundenen Verlagerungen des Notarzteinsatzfahrzeuges von Althütte nach Welzheim sind dann alle notärztlichen Vorhalteerweiterungen gemäß dem Gutachten vollständig umgesetzt“, fasst Marco Flittner zusammen. Die professionelle Aufbereitung des Strukturgutachtens von 2018 und deren konsequente und schnelle Umsetzung durch alle Beteiligten des Bereichsausschusses für den Rettungsdienstbereich Rems-Murr zeigt die Qualität der regionalen Akteure und ihrer Arbeit, sagte DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler. Der Bereichsausschuss setzt sich aus stimmberechtigten und beratenden Mitgliedern der Kostenträger, also Vertretern der Krankenkassen, der Leistungserbringer, also der Rettungsdienstorganisationen, sowie der Aufsichtsbehörde, sprich dem Landratsamt, zusammen.
Hintergrund:
Notärzte versorgen im Rahmen der Notfallrettung gemeinsam mit den Kollegen des Rettungsdienstes akut erkrankte oder verletzte Menschen an den Einsatzstellen. Im Rahmen des sogenannten „Rendezvous-Systems“ wird der Notarzt zum Notfallort gebracht, zu dem ebenfalls ein Rettungswagen entsendet wird. So ist eine exzellente Versorgung und eine hohe einsatztaktische Flexibilität des Notarztes gewährleistet – nun auch im Raum Welzheim.
2018 konnte die Hilfsfrist im Bereich der Notfallrettung im Rems-Murr-Kreis nur zu 93,4 Prozent (92,5 in 2017) und im Bereich des Notarztes nur zu 91,4 Prozent (92,5 in 2017) eingehalten werden. 2014 konnte sie mit 96,1 Prozent bei den Rettungswagen letztmalig eingehalten werden (bei insgesamt 82.895 Gesamteinsätzen in der Notfallrettung). 2015 war dies letztmalig für die Einsätze der Notärzte der Fall (95,3 Prozent) bei 84.847 Gesamteinsätzen. Allerdings liegen die durchschnittlichen Eintreffzeiten deutlich unter 15 Minuten. Der Notarzt ist im Schnitt im Rems-Murr-Kreis in 8:44 Minuten vor Ort. Der Rettungswagen in 7:48 Minuten.
Vor allem im ländlichen Raum führen lange Anfahrtswege zu Verzögerungen. DRK und Kreis steuern mit den zwei Notarzt-Standorten Murrhardt sowie Welzheim gegen diese Entwicklung an. „Der Standort Althütte liegt zwar zentral, führt jedoch dazu, dass die Anfahrtswege und Fahrtstrecken mitunter lang waren, weil die Anzahl an Einsätzen im Bereich Welzheim und Murrhardt in jüngster Vergangenheit signifikant angestiegen sind“, erläutert Sven Knödler. Die Gründe für das Nichteinhalten der Hilfsfrist sind vielfältig: kontinuierliche Zunahme der Einsätze, Demografischer Wandel, mehr Bagatelleinsätze, Abnahme der Versorgung durch die Hausärzte oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst sowie Änderungen der Kliniklandschaft. Es wurde bereits gegengesteuert:
- Defi-Netz Rems-Murr: Aufbau einer bundesweit einmaligen Datenbank in der Integrierten Leitstelle Rems-Murr, in welcher die Koordinaten von öffentlich zugänglichen Defibrillatoren erfasst sind (300 erfasste Geräte).
- Strukturierte Notrufabfrage bei der Integrierten Leitstelle Rems-Murr.
- Anleitung zur Telefonreanimation durch Disponenten der ILS Rems-Murr.
- Verbesserung der Wege bei der Notaufnahme am Rems-Murr-Klinikum in Winnenden: Übergabeprozesse verbessert und Übergabezeiten verkürzt
- Optimierung von Versorgungsabläufen zwischen Klinikum und Rettungsdienst
- Aktivitäten des Kardiovereins „Gemeinsam gegen den Herzinfarkt“ in Kooperation mit dem DRK (bundesweit einmalig, Veranstaltungen wie „Urbach schockt“ finden derzeit kreisweit Nachahmer)
- Die Hilfsfrist darf nicht als ausschließlicher Qualitätsindikator im Rettungsdienst eingestuft werden. Die gesamte Rettungskette muss betrachtet werden