Wie wird man eigentlich Babysitter?
Als sie die Babypuppe auf den Arm nimmt, nachdem sie ihr zuvor noch sehr vorsichtig die Windeln gewechselt hatte, strahlen die Augen der Teenagerin und suchen den Blick der Übungsleiterin. Die nickt und bestätigt: Windel akkurat gewechselt, Baby korrekt über die Seite aufgenommen. Daumen hoch. Neun überwiegend junge Menschen haben kürzlich – vor Inkrafttreten der Corona-Alarmstufe – den zweitägigen Babysitter-Kurs des DRK Rems-Murr absolviert.
„Freunde von mir bekommen nun nach und nach Kinder. Da schadet es nicht, wenn man sich informiert“, sagt Madeleine, eine junge Frau. Vor allem auch der ausgiebige Kursteil „Erste Hilfe am Kind“ sei wichtig. Da nicken alle. Soeben hat die ehrenamtliche Gruppenleiterin Claudia Schietinger vor aller Augen Windeln gewechselt. Jetzt bitte nachmachen. Und wenn eine Familie Stoffwindeln einsetzt? „Dann fragt einfach nach, ob ihr beim Babysitten nicht normale Windeln einsetzen könnt oder ihr lasst euch die jeweilige Wickeltechnik von den Eltern zeigen.“ Der Kurs läuft kommunikativ ab. Man merkt, die beiden Leiterinnen sind erfahrene Mütter. Sie bieten den Kurs seit 15 Jahren an, haben schon einige Windeln gewechselt und haben immer eine vernünftige Antwort parat.
„Ich möchte mehr Sicherheit bekommen“
Masha ist 14 Jahre alt und hat bereits auf das Nachbarbaby aufgepasst. „Ich möchte mehr Sicherheit bekommen“, sagt sie. Bisher musste sie noch keine Windeln wechseln. Nach diesem Kurs in Oppenweiler wird sie wissen, wie sie wickelt, Essen zubereitet, massiert, füttert, Kinder betreut und sie dabei sinnvoll beschäftigt. Auch wenn das Baby mal schreien oder unruhig schlafen sollte, wird sie nach dem zweitägigen Kurs die Situation einschätzen können. Claudia Schietinger und Stefanie Falker-Sing vermitteln auch, welche Entwicklungsschritte Babys und Kinder durchlaufen, was diese mit ein, zwei oder vier Jahren können und eben auch nicht beherrschen – und was die Babysitter ihnen beibringen könnten. Rechtsanwältin Kirsten Stuhlmann deckte mit einem Vortrag den rechtlichen Teil der Ausbildung ab. Das Konzept hat sich bewährt.
„Viele Eltern legen Wert darauf, dass ihr Babysitter ein Zertifikat hat“, weiß Claudia Schietinger und „wir bilden gut geschulte Babysitter aus“, sagt sie und lächelt. Wer ihren Kurs absolviert hat, erhält dieses Zertifikat und wird in die Babysitter-Kartei aufgenommen. Das heißt, die jungen Leute können von offizieller Seite vermittelt werden und mit ihrem wichtigen Dienst auch etwas Geld verdienen. Auch angehende Au-pair bilden sie regelmäßig aus. Corona-bedingt sei dies aber aktuell weniger der Fall. Und immer wieder sind auch ältere Frauen, oft Omas, an Bord – und ja, auch Jungs machen mit – aber meistens sind die Frauen unter sich.
Wieder steht ein Praxisteil an. Je öfter die jungen Frauen etwas ausprobieren, desto sicherer werden sie. „Sprecht mit dem Kind“, sagt Claudia Schietinger, „das beruhigt das Baby – und euch auch! Wenn euch der Wickeltisch zu hoch ist, dann sorgt für eine sichere Unterlage und wickelt das Kind auf dem Boden“. Und die Hände nicht nur nachher, sondern auch vorher waschen. Die Teilnehmerinnen nicken wissend. „Passt es so?“, fragt eine Teenagerin skeptisch, als sie die Puppe hält. Es folgt ein prüfender Blick. „Das Baby hat noch Luft,“ sagt Stefanie Falker-Sing, nachdem sie geguckt hat, wie straff die Windel sitzt. Babysitten hat viel mit Sicherheit und Vertrauen zu tun: Vertrauen der Eltern in die jungen Menschen und Vertrauen in die eigenen Stärken als Babysitter.
mit Maske, Abstand und Desinfizieren
„Man nimmt ein Kind nicht einfach aus dem Bett“, sagt Claudia Schietinger nun, „ihr baut Kontakt auf, redet und streichelt“. Sie macht es vor, dreht das Kind auf die Seite, stützt den Kopf und hebt das Kind sicher aus dem Bett. Nun demonstriert sie den Fliegergriff, „der entspannt den Bauch“. Dann legt sie die Puppe wieder gut sichtbar hin. Zuerst müssen die Füße die Matratze berühren, dann Po, Rücken und Kopf. Die Frauen probieren es nun selbst aus – mit Maske, Abstand und Desinfizieren.
Schnell sind die ersten Stunden vorbei. Nach dem Mittag werden in Gruppen die Entwicklungen des Kindes von null bis sechs Jahren nachvollzogen. Dann wird gekocht. Am nächsten Tag folgt der Erste Hilfe-Kurs. Dann sind die neun Teilnehmerinnen bestens vorbereitet. Jede erhält noch eine umfangreiche Mappe mit vielen Tipps, Ratschlägen und Infos. Und bald werden sie dann statt kleiner Puppen warme und zappelnde Babys auf den Arm nehmen. Dann werden die Augen noch größer werden und die Freude, wie man sicher auf diese Kleinen aufpasst. Denn am Ende sollen alle zufrieden sein: Kinder, Eltern und auch die Babysitter.
Der DRK Kreisverband Rems-Murr e.V. bildet Babysitter aus, vermittelt qualifizierte Babysitter und unterstützt Familien bei der Suche nach geeigneten Babysittern. Informationen gibt DRK-Jugendreferentin Heidrun Hellmuth, 07151 2002-24, Babysitterkurs(at)drk-rems-murr.de. www.drk-rems-murr.de