So wichtig sind Schulsanitäter: Pilotprojekt in Aspach
Im Schuljahr 2020/21 haben die Conrad-Weiser-Schule Aspach, der DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. und der DRK-Ortsverein Aspach gemeinsam eine Schulsanitätsdienst-AG als Pilotprojekt ins Leben gerufen. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es einige Herausforderungen zu meistern und nicht alle Übungsstunden konnten stattfinden. Dennoch eine tolle Sache! Als dies möglich war, haben wir in der Schule vorbeigeschaut – und dabei natürlich alle Corona-Regeln eingehalten.
„Ich bringe Sie hin“
Der Besuch in der Conrad-Weiser-Schule Aspach beginnt äußerst hilfsbereit. Wo denn das Lehrerzimmer ist, fragen wir eine Schülerin. Wir wollen mit Konrektor Tobias Stüer über die Schulsanitätsdienst-AG sprechen. „Ich bringe Sie hin“, sagt eine Schülerin fröhlich, unterbricht ihre Pause und geht los. Wir folgen. So viel Engagement freut Tobias Stüer. Seit einigen Jahren können sich Kinder der Conrad-Weiser-Schule zum DRK-Schulsanitäter ausbilden lassen, damit sie im Notfall helfen können. Vom Trösten über die stabile Seitenlage bis zur Alarmierung des Rettungsdienstes reicht ihr Aufgabenspektrum. Während der Pausen, im Sportunterricht, bei Ausflügen oder Festen sorgen sie für Sicherheit. Die Ausbildung übernahm bisher Lehrerin Elisabeth Brekle. Nun gab es zum ersten Mal eine Schulsanitätsdienst-AG, ein Pilotprojekt im Kreis, das DRK, Ehrenamt und Schule gemeinsam stemmen.
Schulsanitäter sind wichtig
Elisabeth Brekle findet es toll, wenn der Nachwuchs Verantwortung übernimmt. Sie hat miterlebt, wenn Kinder ihre Mitschüler bei kleineren Verletzungen verarztet und eine Lehrkraft verständigt haben. Die jungen Sanitäter kommen auch zum Einsatz, wenn Mitschüler mit starken Kopfschmerzen oder dergleichen den Unterricht verlassen müssten. Dann würden die Schulsanitäter mitunter die Betreuung übernehmen. Mit und an derlei Aufgaben würden die Schüler wachsen, so Brekle. Sie begrüßt, dass dieses Angebot zu einer AG ausgeweitet werden konnte.
Konrektor Tobias Stüer betrachtet ebenfalls nicht nur den Nutzen von jungen Rettern im Schulalltag. Aufgabe von Schulen sei es, Kernkompetenzen zu vermitteln. Es sei wichtig, „dass Kinder etwas finden, in dem sie gut sind, etwas, das sie besonders gut können.“ Die Kinder erfahren Wertschätzung, wenn Mitschüler ihnen bei einem Unfall ihr Vertrauen schenken und sich helfen lassen, so Stüer. Das steigere das Selbstwertgefühl und sei ein toller Effekt dieses Projekts mit Potenzial. Kooperationen mit Vereinen wie dem DRK seien wichtig für Schulen. Kinder könnten Spaß an einer Sache haben, fernab von Fächern wie Mathematik lernen und Erfolge erzielen. Die Vereine profitierten davon, wenn der Nachwuchs Interesse am Ehrenamt entwickle. „Das Schulleben wird bereichert“, sagt er. Lehrerin Brekle ergänzt, dass zwei Schülerinnen nach ihrem DRK-Schulsanitätsdienst eine Ausbildung im Pflegebereich begonnen hätten.
Die stabile Seitenlage für sieben Kinder
An diesem Nachmittag bereichert Jörg Guhr das Schulleben. Er ist ehrenamtlicher Ausbilder beim DRK-Ortsverein Aspach und hat sich für heute frei- und vorgenommen, sieben Kindern der fünften Klasse die stabile Seitenlage näherzubringen. „Was hast Du angestellt?“, fragt er ein Mädchen, das die Hand verbunden hat. Kleiner Unfall. Da sind sie bereits mitten im Thema, denn vergangene Woche hatte er dem Nachwuchs gezeigt, wie sie fachmännisch einen Verband anlegen. „Da konntest Du ja bereits üben“, sagt er. Beide lachen hinter ihren Masken, die sie nicht abnehmen. Die Fenster sind geöffnet, auf Abstände wird geachtet und Schutzhandschuhe sind in Corona-Zeiten Pflicht.
„Was ist der wichtigste Verband?“, fragt er. Druckverband sagt ein Schüler, der nun zeigen soll, wie man den anlegt. Was sei dabei entscheidend? Handschuhe zu tragen, sagen die Kinder. Einen Notruf zu tätigen. Das sei auch wichtig, aber Jörg Guhr meint etwas anderes. Es gehe darum, schnell eine Blutung zu stillen, betont er. „Das muss ruckzuck gehen.“ Es wird probiert. Und wie können sie ihren Mitschülern noch helfen im Notfall? Mit Wärme! Genau. Und so nähern sie sich dem nächsten Thema. Nun soll geschauspielert werden.
Jörg Guhr flüstert einer Schülerin ins Ohr, eine Verletzte zu mimen. Sie legt sich ruhig auf den Boden, schließt die Augen. „Ihr findet so jemanden vor“, sagt der Ausbilder. „Wie geht ihr vor?“
„Wir müssen sie aus der Gefahrenzone bringen“, sagt ein Schüler. „Gucken, ob sie noch atmet“, ruft eine Schülerin. „Richtig“, sagt der Mann vom DRK. „Sehen, hören, fühlen! Wenn jemand nicht mehr reagiert, ist er bewusstlos – und das bedeutet Lebensgefahr.“ Daher sofort Hilfe holen und Hilfe leisten. Gemeinsam führen sie aus, wie die Atmung kontrolliert und der Kopf überstreckt wird.
Hier darf jeder mal anpacken
Dann versucht sich jeder Schüler mal daran, einen oder eine andere in die stabile Seitenlage zu bugsieren. Der Ausbilder hatte es vorgemacht: Laut hatte er die Schülerin angesprochen. Wie ernst der Rotkreuzler vorgegangen ist, irritiert die Schüler. Einige lachen schüchtern. Sie tun sich schwer damit, ihre Mitschüler robust aber sicher in die stabile Seitenlage zu bringen und in Rettungsdecke einzuwickeln. Wer aufpasst, ist hier klar im Vorteil – auch und vor allem in Zukunft. Die Konzentration lässt bei einigen allerdings schnell nach. Hier ist noch Luft nach oben, wenn man später auf dem Schulhof seinen Mitschülern helfen will. Guhr spricht über die Herz-Druck-Massage und schon ist die erste Hälfe der AG bereits vorbei. Zeit für eine neue Übung.
Jörg Guhr holt einen Motorradhelm. Die jungen Schüler können sehen, worauf es zu achten gilt, wenn sie einen entsprechenden Unfall erleben sollten. Auch hier darf jeder mal anpacken. Nach 90 Minuten ist diese Einheit mit dem Ausbilder vom Roten Kreuz beendet – und die Schüler haben wieder etwas dazugelernt. Verschiedene Einheiten ergeben so einen kompletten Erste-Hilfe-Kurs, den der Nachwuchs in diesem Schuljahr macht.
Jugendreferentin Heidrun Hellmuth vom DRK war auch schon da und hat eine Hygiene-Schulung angeboten. Sie lobt das tolle Engagement des Ortsvereins und der Schule für dieses Pilotprojekt. „Wir können dieses Angebot in Aspach machen, weil sich die Lehrerinnen und Lehrer und der Ortsverein so immens einbringen.“ Sei dies gegeben, könne man eine solche AG anbieten und das Thema Erste-Hilfe breit behandeln. Und davon haben alle etwas, sind sich DRK und Schule einig.