„Sie können mit einfachen Mitteln viel bewegen” DRK Rems-Murr hilft seit fünf Monaten im Ahrtal
„Es ist immer noch unvorstellbar“, sagt Peter Fink vom DRK-Ortsverein Urbach. Er ist einer von mehr als 50 ehrenamtlichen Einsatzkräften des DRK Rems-Murr, die in den von Hochwasser betroffenen Gebieten tatkräftig geholfen haben, in der Akutphase und bei der Wiederherstellung der Infrastruktur vor Ort. Seit fünf Monaten ist das DRK im Ahrtal präsent. Die Helferinnen und Helfer übernehmen unterschiedliche Aufgaben. Der Einsatz wird zeitnah beendet.
Mehr als 50 Rotkreuzler haben bisher vor Ort geholfen
„Du hast das Gefühl, es ist noch nicht fertig“, sagt Peter Fink auf die Frage, warum er bereits vier Mal vor Ort geholfen hat. Er ist Bereitschaftsleiter des DRK Urbach. Normale Einsätze endeten zeitnah und hoffentlich erfolgreich. „Dieser Einsatz ist für mich immer noch nicht abgeschlossen.“ Die ausgebildeten Einsatzkräfte des DRK haben in den vergangenen fünf Monaten viel geleistet, gesehen und erlebt und noch mehr gehört. „Wie will man das verkraften?“, hat sich Sina Löhle, stellvertretende Kreisbereitschaftsleiterin des DRK Rems-Murr mehrfach gefragt. „Man kommt mit Menschen ins Gespräch und es ist schlimm“, sagt sie. „Krieg trifft es am besten.“ Eine Frau habe ihren Mann, ihr Haus und ihre Kinder verloren. Ein Mann schilderte ihr, wie seine Familie nachts auf dem Hausdach ausgeharrt und genau wie ihre Nachbarn um Hilfe gerufen hätte. Dann sei das Haus gegenüber fortgespült worden. Dann war Ruhe. So begann nach der Akutphase, in der das DRK Rems-Murr mit ausgebildeten Sanitäterinnen und Sanitätern den Rettungsdienst unterstützt hat, die zweite Phase des Einsatzes: Ehrenamtliche Kräfte der psychosozialen Notfallversorgung des DRK halfen sowohl den Bewohnern als auch den Einsatzkräften.
Ein Netzwerk aus Ansprechpartnern, die nach solchen Einsätzen beraten können, stehe bereit, erläutert Markus Frey. Er organisiert, wann welche Einsatzkräfte aus dem Rems-Murr-Kreis vor Ort helfen. Der DRK-Landesverband stelle eine Anfrage nach Personal, er gibt den Bedarf weiter und koordiniert die Hilfe. Fast jede Woche waren es zwei, drei Menschen, die für ein paar Tage oder eine Woche ins Ahrtal fuhren. Manche nahmen sich Urlaub, andere wurden vom Arbeitgeber freigestellt. Wer nach so einem Einsatz Hilfe benötigt, der erhält sie. „Es war dramatisch“, sagt auch Frey, der in der Akutphase selbst mitangepackt hat. „Das Ausmaß der Zerstörung war überwältigend!“ – und auch die Anzahl der Toten. Dennoch sei die Hilfsbereitschaft beim Team des DRK-Rems-Murr enorm. „Die Einsatzkräfte haben aus sich heraus das Bedürfnis gehabt, dort tätig werden zu wollen.“ Mehr als 50 Rotkreuzler der insgesamt 26 Ortsvereine hätten bisher geholfen. Warum?
„Das Rote Kreuz ist überall. Wir haben mobile Arztpraxen und betreiben sogar Kläranlagen“
„Man sieht die dramatische Situation im Fernsehen“, sagt Frey und die Rotkreuzler mit abgeschlossener Fachdienstausbildung wissen, dass sie vor Ort helfen können, dass ihr Einsatz als Sanitäter, Koch, Lkw-Fahrer und Elektriker Sinn macht. „Sie können mit einfachen Mitteln helfen und viel bewegen.“ Mussten anfangs Menschen mit Hubschraubern von Hausdächern geholt werden, waren es nachher Touren mit geländegängigen Lkw in Ortschaften, die tage- und wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten waren. Kleidung, Medizin, Lebensmittel, Kühlschränke, Bautrockner, Treibstoff. Das alles hätten die Helfer an die richtigen Stellen gebracht.
Manche Helfer vom Roten Kreuz Rems-Murr hätten am Steuer gesessen, Notstromaggregate repariert, waren im Führungsbereich tätig, haben Essen gekocht, eingepackt und verteilt, Wunden versorgt oder einfach nur zugehört. Viele Einsatzkräfte sind daran beteiligt, die Infrastruktur wiederherzustellen. „Es macht mich wahnsinnig stolz, was das DRK und die Hilfsorganisationen dort leisten“, sagt Sina Löhle. „Das Rote Kreuz ist überall. Wir haben mobile Arztpraxen und betreiben sogar Kläranlagen“, sagt sie. Viele Menschen hätten die Einsatzkräfte des DRK gebeten, vor Ort zu bleiben, weiterhin so vielschichtig zu helfen. „Bitte geht nicht!“, hätten viele Menschen gesagt. Auch das sei eine Motivation, warum Woche für Woche Rotkreuzler aufbrechen würden, um vor Ort zu helfen. „Man lernt das DRK zu schätzen“, so Löhle und „es ist schön helfen zu können.“
„Es macht ja auch Spaß, von morgens 7 bis abends 19 Uhr durchzuarbeiten!“
Von der Zahnbürste bis zum Ersatzstromerzeuger hätte er alles verteilt, sagt Peter Fink aus Urbach. Es habe ihm geholfen, den Einsatz als neutralen Auftrag zu sehen. Es wird Hilfe benötigt, also wird sie gegeben. „Und es macht absolut Sinn.“ Fast drei Wochen war er insgesamt im Einsatz. Was wäre, wenn es das Ehrenamt der Hilfsorganisationen wie DRK nicht geben würde?
Ein Einsatz dieser Größenordnung könne ohne die zielgenaue Hilfe der ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Hilfsorganisationen nicht in dieser Form ablaufen. „Wir können auch mal unkonventionell zielführende Maßnahmen ergreifen, um schnell zu helfen“, sagt Markus Frey. Er ist sich sicher, ohne das Ehrenamt hätte man nicht in so kurzer Zeit so passgenau helfen können – und dies auch, weil zahlreiche Arbeitgeber dies ermöglichten. „Es gibt Firmen, die haben ihre Mitarbeiter freigestellt und auf den Lohnersatz verzichtet“, freut sich Markus Frey.
Der Einsatz des DRK im Ahrtal wird – Stand jetzt – Ende Dezember enden. Und Peter Fink und Co. würden bestimmt auch ein fünftes Mal helfen. „Es macht ja auch Spaß, von morgens 7 bis abends 19 Uhr durchzuarbeiten!“ Wenn der Einsatz Sinn macht.
Info:
Sie können das Ehrenamt des DRK-Rems-Murr mit Spenden und einer Fördermitgliedschaft unterstützen und somit für einen hohen Ausbildungsstandard und moderne Fahrzeuge sorgen und vor allem Ihre Wertschätzung für den Einsatz der Ehrenamtlichen ausdrücken. Spenden können Sie ebenfalls: IBAN: DE88 6025 0010 0000 1102 20. Informationen auch auf www.drk-rems-murr.de