Rauchbomben und Trümmer: Jugendrotkreuz probt Ernstfall
Kürzlich stand für das Jugendrotkreuz Winnenden etwas Großes bevor: Sie waren Teil einer ambitionierten 24-Stunden-Übung und unterstützen dabei die Jugendfeuerwehr Berglen. Morgens um 8 Uhr schaute das JRK Winnenden in Berglen vorbei – und ließ es ruhig angehen: Gemeinsames Frühstück mit der Feuerwehr. Dann ging es von Null auf Hundert, denn von den Nachwuchsrettern wusste niemand, was sie genau erwartet. Und die Feuerwehr hatte ordentlich aufgefahren!
Gegen 10.30 Uhr stand eine „technische Hilfeleistung“ auf dem Programm. Was nüchtern klingt erweist sich als Herausforderung für alle. In diesem Beispiel müssen nach einem Unfall eingeklemmte Personen aus Fahrzeugen geschnitten werden – und das nicht nur theoretisch, sondern praktisch. Vor der Kulisse des Sandwerks leistet der Nachwuchs enorm viel. Die Feuerwehr befreit die fünf Personen. Nun muss das JRK eingreifen. Die Kinder und Jugendlichen müssen schnell entscheiden, wer zuerst Hilfe benötigt. Zwei sind schwerverletzt. Um sie kümmern sich die sechs JKRler primär. Aber natürlich wird allen geholfen.
Mit zwei Einsatzfahrzeugen sind sie vor Ort. Ein Helfer schlüpft in die Rolle des Gruppenführers und muss Verantwortung übernehmen. Die Mimen, vom JRK gestellt, machen ihre Aufgabe sehr gut. Sie wurden geschminkt und spielen realistisch. Das war der erste Teil. Jetzt wird es brenzlig. Gegen 13 Uhr werden Jugendfeuerwehr und JRK erneut alarmiert: Wohnungs- und Gebäudebrand mit sieben Verletzten in Öschelbronn. Der Nachwuchs von Feuerwehr und DRK stellt sich der Herausforderung unter realistischen Bedingungen. Es qualmt, manche Opfer liegen unter Trümmern. Das alles wirkt extrem echt. Schnell wird klar: Drei Personen sind schwer verletzt. Eine Person, in diesem Fall eine Puppe, muss reanimiert werden.
Die Kinder wussten nicht, was auf sie zukommt
JRK-Gruppenleiter Niko Mpourgaslis unterstützt den Nachwuchs an dieser Stelle beim Einsatz von Defibrillator und bei einer Intubation. Alle Register werden gezogen. Purer Stress für die sechs jungen Leute vom DRK Winnenden. Irgendwann wird deutlich. Eine Person hat es nicht geschafft. Mit einem weißen Tuch wird die Puppe abgedeckt. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, dass auch solche Szenarien geübt werden“, sagt Niko Mpourgaslis. Denn als Einsatzkraft, beispielsweise später als Helfer vor Ort, werden Ehrenamtliche auch mit dem Tod konfrontiert. „Wir haben den Regelrettungsdienst nachgeahmt. Die Kinder wussten nicht, was auf sie zukommt. Das war etwas völlig Neues. Alle standen unter Stress und Spannung“, ordnet er das Szenario ein. „Wir haben beobachtet, falls was passieren sollte. Aber es lief reibungslos.“ Die Kinder und Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahre „waren voll dabei!“ Fahren durften sie noch nicht, aber funken und Patienten versorgen, erläutert Niko Mpourgaslis. „Für die Kinder und Jugendlichen war diese Übung ein totales Highlight.“
Der Lerneffekt ist groß, wenn es raucht und qualmt
Ausgiebig hatten Feuerwehr und DRK im Vorfeld geübt und den Nachwuchs vorbereitet. „Bei so einer realistischen Großübung nehmen die Kinder und Jugendlichen die Hilfeleistungen noch ernster. Das ist ein richtiger Impuls für sie, später Verantwortung zu übernehmen.“ Wo der Nachwuchs mitunter noch teilweise überfordert war, halfen erfahrene Einsatzkräfte nach direkter Aufforderung. Alles wurde im Nachgang besprochen und ausgewertet. Der Lerneffekt ist groß, wenn es raucht und qualmt, die Mimen schreien und heulen, weiß Niko Mpourgaslis.
Für die Jugendfeuerwehr war es spannend, auch mal die Seite vom Rettungsdienst zu sehen – andersrum natürlich auch. „JRK ist mehr als nur Pflaster kleben“, sagt Niko Mpourgaslis selbstbewusst. „Wir haben es so gemacht, als wenn wir der Rettungsdienst gewesen wären, mit EKG, Vakuummatratze – volles Programm.“ So fiel das Fazit des Retter-Nachwuchses eindeutig aus: „Die Kinder fanden es super. Es war sehr aufregend und so etwas hatten sie noch nie erlebt: Die Autos waren echt, die Mimen haben alles gegeben, Rauchbomben wurden geschmissen!“ Niko Mpourgaslis ist stolz auf sein JRK-Team um Alisa, Kevin, Christian, Jana, Philippa und Maximilia.
Info:
25 Aktive engagieren sich beim JRK Winnenden. Sie treffen sich mittwochs von 18.15 bis 19.45 Uhr (außer in den Schulferien). Gruppenleiter Niko Mpourgaslis will „die Liebe zum Roten Kreuz vermitteln“ und einen Anreiz liefern, beim Roten Kreuz mitzumachen und Menschen zu helfen. Er selbst arbeitet im Rettungsdienst und ist seit 2016 JRK-Gruppenleiter. Infos auf: www.drk-winnenden.de und bei nikolaos.mpourgaslis(at)drk-winnenden.de
Fotos: Jugendfeuerwehr Berglen / DRK-Kreisverband Rems-Murr