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Neue Notfallsanitäter starten ihre Ausbildung

Knapp alle 17 Minuten rückt im Durschnitt ein Rettungswagen aus einer der DRK-Rettungswachen im Rems-Murr-Kreis aus. An Bord sind zwei Retter, davon ist mindestens eine Person, im Rems-Murr-Kreis auch oft beide, Notfallsanitäter. Dies ist die höchste Qualifikation im Rettungsdienst. Sieben junge Leute haben in diesem Monat ihre dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter beim Rettungsdienst des DRK begonnen. Ende 2023 übernehmen sie dann eigenständig Einsätze. Bis dahin ist es ein langer Weg.

Junge Leute zu fragen, warum sie Notfallsanitäter werden wollen, führt in der Regel nicht zu überraschenden Antworten. Ein Mitarbeiter bringt dieses „Retter-Gen“ ins Spiel, das diese Menschen in sich trügen, die anderen professionell helfen wollen. Das trifft es ganz gut. Seit 2014 gibt es das Berufsbild des Notfallsanitäters in Deutschland. In drei Jahren werden junge Leute bei ihrer dualen Ausbildung darauf vorbereitet, eigenverantwortlich Menschen in Notfallsituationen zu helfen.  Im Zuge des Coronavirus wurden im DRK-Rettungsdienst erweiterte Schutzmaßnahmen etabliert. Die Mitarbeiter wissen, wie sie mit dem Corona-Virus umgehen und sich schützen müssen. Sie sind durch die Corona-Pandemie starken Belastungen ausgesetzt, wie beispielsweise dem langen Tragen der Schutzausstattung, sehr langen Einsatzzeiten und dem gesundheitlichen Risiko im Umgang mit infizierten Patienten. Das Thema Hygiene nimmt aktuell einen noch größeren Stellenwert ein.

Das zu bewältigende Einsatzspektrum umfasst neben Unfällen und akuten Erkrankungen alle Facetten, in welchen Menschen in Not geraten können und Hilfe benötigen: Unfälle, Herzinfarkt, gebrochene Knochen, Kreislaufbeschwerden. Das Berufsbild fordert neben einem hohen Verantwortungsbewusstsein vor allem eine ausgeprägte Sozialkompetenz und die Bereitschaft, gemeinsam im Team zu arbeiten, betont Steffen Schwendemann, Ausbildungsleiter beim DRK-Kreisverband Rems-Murr. Darum hat er die jungen Helfer zum Team-Building in einen Kletterpark eingeladen.

In ihrer dreijährigen Ausbildungszeit wechseln sich Theorie und Praxis ab. Die jungen Leute sind erst im Krankentransport, später an Rettungswachen sowie an Kliniken im Einsatz. Wichtig sind die Praxisanleiter in den Rettungswachen, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen und für die direkte Ausbildung zuständig sind. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen sind ebenfalls wichtig, um auch schwierige Einsätze zu besprechen und zu bewerten, wobei immer das Angebot von professioneller Unterstützung zur Verfügung steht.

Jede Rettungswache des DRK im Kreis ist auch Lehrrettungswache

Jede Rettungswache des DRK im Kreis ist mittlerweile auch Lehrrettungswache, betont Steffen Schwendemann. „Der Kreisverband bietet eine sehr gute Ausbildung und investiert hier sehr viel – nicht nur in Ausrüstung.“ Nach zwei Einführungswochen unter Corona-Bedingungen, in denen sie die Struktur des DRK, Polizei und Feuerwehr, die Wachen und die Abläufe in der Notfallrettung sowie die Integrierte Leitstelle kennenlernen, beginnt die erste Theoriephase an der DRK-Landesschule. Danach folgen Ausbildungsblöcke unter anderem an den Rettungswachen. Fachkräfte im Rettungsdienst werden nicht nur in Baden-Württemberg dringend gebraucht.

Die sieben Auszubildenden, zwei Frauen und fünf Männer, werden nach und nach befähigt, eigenständig Notfalleinsätze zu bewältigen, damit sie 2023 Einsätze leiten können, Menschenleben retten und Strategien entwickeln, um auch schwierige Einsätze zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Egal, wie gut das Simulationstraining auch ist, in der Praxis wird am meisten gelernt, wissen die jungen Leute. Je nach Einsatzlage und Ausbildungsstand können erfahrene Mitarbeiter an Bord der Rettungswagen den Auszubildenden unter ihrer Aufsicht früh Patienten anvertrauen und am Einsatz aktiv mitwirken lassen. So wiederholen sie Abläufe, wenden Gelerntes an und verfestigen ihr Wissen. Die Praxis steht daher früh auf dem Lehrplan, so reifen die jungen Leute früh zu sehr guten Lebensrettern, die dann in Zukunft mit dabei sind, wenn sich alle 17 Minuten irgendwo im Kreis das Tor einer Rettungswache öffnet und ein Rettungswagen sich aufmacht, um Menschen in Not zu helfen.

Notfallsanitäter ist die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Sie sind eigenverantwortlich für eine hochqualifizierte Patientenversorgung zuständig. Einen Notarzt können sie dennoch jederzeit nachfordern. Auch das Legen von Venenzugängen, das Defibrillieren, das Einführen von Beatmungshilfen, Wiederbelebungsmaßnahmen und das Verabreichen bestimmter Medikamente gehören zu ihren Tätigkeiten. Notfallsanitäter dürfen im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit ärztliche Maßnahmen ausüben, wenn die jeweiligen ärztlichen Verantwortlichen des Rettungsdienstes vor Ort ihr Okay geben. Dies ist beim Roten Kreuz im Rems-Murr-Kreis der Fall. „Davon profitieren die Bürger im Rems-Murr-Kreis“, betont Schwendemann.

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