Mit dem Rad zur Rettungswache
Psychische Belastungen, mitunter schwere Lasten tragen und unregelmäßige Essenszeiten: Die Zwölf-Stunden-Schichten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DRK-Rettungswache in Schorndorf sind anstrengend. Darum ist körperliche Fitness wichtig. Immer mehr Notfallsanitäter nutzen daher ein Fahrrad oder E-Bike für den Weg zur Arbeit. Das hat mehrere Gründe.
„Der Knoten ist dann schon geplatzt"
„5000 Kilometer lege ich im Jahr mit dem E-Bike zurück“, sagt Notfallsanitäter Harald Ochsmann. Die Touren von seinem Wohnort Winnenden nach Schorndorf und zurück nennt er „Wohlfühl-Fitness“. Die knapp 18 Kilometer morgens oder abends gegen 19 Uhr auf dem E-Bike nutzt er, um den Körper vor Schichtbeginn auf Betriebstemperatur hochzufahren. „Der Knoten ist dann schon geplatzt, wenn du hier ankommst“, sagt er. „Wer den Beruf bis zum 67. Lebensjahr machen will, braucht eine Grundfitness.“ Das Rad sei daher Fahrzeug, Sportgerät und Ausgleich in einem. Und wer von Winnenden nach Schorndorf fahre, schone Umwelt und Geldbeutel. Mehr als 1600 Kilometer habe er in diesem Jahr bereits zurückgelegt. Das entspreche einer CO2-Ersparnis in Höhe von mehr als 200 Kilogramm, hat Harald Ochsmann ausgerechnet.
Fahrradgarage neben der Wache
Rettungsassistent Maic Schnell nutzt ebenfalls ein E-Bike. „Nach den ersten zwei, drei Kilometern bist du hellwach, positiv – und das ist gut.“ Und nach einem 12-Stunden Arbeitstag bekomme man auf dem Nachhauseweg den Kopf frei. So kämen sie – auch wenn der Tag anstrengend war – dank der Radtour gelassener zu Hause an. Denn viele Einsätze sind anstrengend, körperlich aber auch psychisch. An der frischen Luft könne man das besser verarbeiten. Wenn man gemeinsam fahre, könne man sich austauschen. „Das ist für mich der Hauptpunkt: Mit dem Rad tut man sich und auch der Psyche etwas Gutes. Du kannst den Tag und das im Rettungsdienst Erlebte verarbeiten“, sagt Maic Schnell.
Da die Rettungswachen über Umkleidekabinen und Duschen verfügen, bietet sich das Pendeln auf zwei Rädern an. „Mittlerweile wurde eine Fahrradgarage beschafft und installiert“, sagt Rettungswachenleiter Stefan Reu. Da der DRK-Kreisverband ein Jobrad anbietet, nutzten immer mehr Beschäftigte ein E-Bike. Mehr als 40 sind es bereits beim Kreisverband. „Einige Kollegen fahren fast täglich mit dem Fahrrad“, weiß Stefan Reu. Auch Rettungssanitäter Kai Gottwald hat die Vorteile des E-Bikes für sich entdeckt. Warum nutzt er das Rad? „Du bewegst dich und wenn nach dem Nachtdienst schönes Wetter ist, fahre ich mit meinem Kumpel den Umweg über Welzheim nach Rudersberg.“ Sein Fazit: „Es ist gesund, ich brauche kein Benzin und tue Gutes für die Umwelt.“
Fitness ist Grundvoraussetzung im Rettungsdienst
„Von Welzheim, Breitenfürst, Eselshalden durch den Wald und Richtung Wellingshof: Wenn morgens die Sonne aufgeht, dann hat das schon was“, sagt auch Maic Schnell. Natürlich, der Heimweg bergauf sei anstrengender. Aber mit E-Bike sei das ja kein Problem. „Wenn man zwölf Stunden geschafft hat oder aus dem Nachtdienst kommt und nicht geschlafen hat, dann geht es nicht ohne Akku.“ Nach bereits 1800 Kilometern im Sattel in den vergangenen Monaten sei er wieder fitter geworden. Denn einen Patienten, der auch mal 120 Kilogramm wiege, in einem Tragestuhl durch ein Treppenhaus zu tragen, gehe auf die Knochen.
In diesem Job gehöre es zur Eigenverantwortung, etwas für den Körper zu tun, betont das Team vom DRK. Aber auch Hilfsmittel wie elektronische Einzugshilfen für die Fahrtrage erleichtern dem Rettungsdienst die Arbeit. Darauf werde beim DRK großen Wert gelegt. Und so stehen in der Rettungswache der Daimlerstadt nicht mehr nur moderne Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug, sondern immer mehr Fahrräder und E-Bikes.
Info:
Rund 40 Beschäftigte arbeiten auf der Lehrrettungswache Schorndorf des DRK, die rund um die Uhr besetzt ist, darunter auch Beschäftigte des Krankentransports. Den Notruf erreichen Sie über die 112, den ärztlichen Bereitschaftsdienst über die 116117 und einen Krankentransport über die 19222.
Auf dem Foto (Siekmann / DRK): Michael Weber, Harald Ochsmann und Matthias Zehnder (von links)