Juniorhelfer ausgebildet: Beim Helfen können alle Kinder glänzen
Stolz nehmen die Schüler der Hungerberg-Grundschule Winnenden die Urkunde entgegen. Endlich sind Amine, Amelie, Laura, Ilenja, Joele, Mia, David, und Stavros DRK-Juniorhelfer. Das haben sie nun schriftlich, nachdem sie ihre Prüfung souverän abgelegt hatten. Nun können die Drittklässler bei Pausen, Ausflügen und wann immer etwas passiert, als junge Ersthelferinnen und Ersthelfer eingreifen. Dafür mussten sie einen Tresor knacken.
Einige Monate haben sie sich auf diesen Tag vorbereitet – und das merkt auch Nina Siegle vom DRK-Kreisverband Rems-Murr, die kürzlich die erfolgreiche Prüfung der angehenden Juniorhelfer abgenommen hat. Die Pädagogin bildet Lehrerinnen und Lehrer aus, die an ihrer Schule den wichtigen Dienst der Juniorhelfer etablieren wollen.
"Es ist gut, schon bei den jungen Schülerinnen und Schülern anzufangen.“
Die Lehrkräfte können dann eigenständig Juniorhelfer ausbilden, die sich sozial engagieren und sich für ein gutes und sicheres Schulklima einsetzen. Das DRK unterstützt sie bei der Ein- und Durchführung. Dafür macht sich das Jugendrotkreuz seit Jahren stark. Schulleiterin Ulrike Dengler griff die Idee begeistert auf, denn „beim Helfen können alle Kinder glänzen!“. Sie freut sich, dass es für immer mehr Kinder selbstverständlich wird, im Notfall aktiv zu handeln. Das Thema Erste-Hilfe kommt ihr im Alltag zu kurz. „Viele Erwachsene können nicht helfen. Es ist gut, schon bei den jungen Schülerinnen und Schülern anzufangen.“
An vielen Schulen im Rems-Murr-Kreis sind bereits Schulsanitäter aktiv, die im Notfall helfen und Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführen oder gemeinsam mit den Lehrern organisieren. Einmal ausgebildet, können sie viele Jahre mithelfen und ihr Wissen teilen. „Schon die Kleinsten können lernen, wie man sich in brenzligen, unsicheren oder gar gefährlichen Situationen richtig verhält und präventiv handelt“, sagt Nina Siegle. Sie spürte in Winnenden die Begeisterung und die Akribie beim Helfer-Nachwuchs. Die mussten Übungen meistern, um Tresor-Schlüssel zu erhalten.
„Sie sollten vielleicht in den nächsten Tagen noch zum Arzt gehen.“
Ein Beispiel: Ein Mitschüler ist beim Spielen auf dem Schulhof gestürzt. Der Handballen ist aufgeschürft, es blutet. Die Kinder stellen das Szenario nach. Nina Siegle schminkt die Wunde. Los geht’s. Sofort sind zwei Kinder beim Pausenhof-Pechvogel. Ob Pflaster oder Verband: Die Kinder versorgen jede Wunde. Einer kümmert sich um die Verletzung und die andere redet viel mit dem Schüler, streichelt den Rücken oder holt eine Wärme-Decke hervor.
Nina Siegle stellt viele Fragen. Auch David ist voll bei der Sache. „Sie sollten vielleicht in den nächsten Tagen noch zum Arzt gehen“, gibt er seiner Mitschülerin mit auf den Weg, die sich den Kopf an einer Kante gestoßen hatte. Auch bei diesem Fall ging es um Verbände und Versorgung, Kümmern und Kühlen, um Pflaster, Bakterien, Notruf und wichtige Regeln bei der Erste Hilfe wie die vier As: Anschauen, Augenhöhe, Ansprechen, Anfassen. Immer zwei Kinder kümmern sich um einen Patienten. Haben Sie Ihren Fall kompetent gelöst, öffnet sich ein weiteres Schloss des Tresors. Ihre Mitschüler können ihnen helfen. So wird gemeinsam jedes Schloss geöffnet. Und endlich gibt der Tresor sein Geheimnis preis.
„Ihr seht richtig professionell aus!“
Nina Siegle greift hinein, überreicht den jungen Helferinnen und Helfern einen großen Junior-Helfer-Rucksack. „Da drinnen ist alles, was ihr braucht: Pflaster, Verbände, Junior-Helfer-Weste und natürlich auch ein Tröste-Bär, der ist sehr wichtig.“ Besonders der Kühlkoffer sieht sehr professionell aus. Die Kinder schauen nach, untersuchen das Material und stolz nehmen sie von Rektorin Ulrike Dengler ihre offizielle Urkunde entgegen. Auch einen Ausweis kriegen alle. „Ihr seht richtig professionell aus“, sagt Ulrike Dengler.
In Zukunft bilden immer zwei Schüler eine Pausenaufsicht, um im Notfall Hilfe zu leisten und Hilfe zu holen. Denn eines kommt beim Helfer-Nachwuchs nicht in Frage: Zuschauen und nichts machen. Und das ist eine wichtige, vielleicht die wichtigste Lektion, die die Juniorhelfer wohl in ihrem ganzen Leben nicht mehr vergessen werden, sagt Nina Siegle.
Infos: Die Kreisverband Rems-Murr bietet verschiedene Angebote für die Grundschulen (Erste Hilfe Schnupperkurse, Blaulicht- oder Helfertag, Juniorhelfer) und die weiterführenden Schulen (Schulsanitätsdienst) an. Informationen für Kinder, Eltern und Schulen geben Heidrun Hellmuth und Nina Siegle vom DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. Mail: JRK@drk-rems-murr.de, 07151 2002-24 und www.drk-rems-murr.de/jrk.