24-Stunden-Übung: Junge Retter meistern ihre Herausforderungen
Bei der 24-Stunden-Übung der Jugendrotkreuz-Gruppen Plüderhausen und Weinstadt konnten die 17 Teilnehmer nicht nur einen Rettungswagen besichtigen, sie konnten sich für einen Tag auch wie der Rettungsdienst fühlen. Vermisstensuche, Knochenbrüche, Autounfall und bewusstlose Personen in Plüderhausen: Die Ortsvereine hatten viel vorbereitet und stellten die Nachwuchsretter vor so manche Herausforderung.
Am Samstag ging es nach dem Mittagessen noch recht entspannt los. Noch erinnerte vieles an normale Übungsabende, doch im Laufe des Tages blinkte das Blaulicht immer greller und die Kinder und Jugendliche wurden richtig gefordert. Vertraut sind die Jugendrotkreuzler damit, Personen, die Hilfe brauchen, medizinisch zu versorgen. Eine bewusstlose Person zu reanimieren, das haben sie schon ein paar Mal geübt. Doch damit nicht genug. Ein Rettungswagen fährt vor und der Nachwuchs kann viel ausprobieren, beispielsweise Trage und Tragestuhl. Um Technik und Sicherheit ging es bei der dritten Station. Danach wurde es immer hektischer, denn gegen Abend besetzten sie Einsatzfahrzeuge und wurden zu einem fingierten Einsatz gerufen.
Gruppenleiter haben alles im Blick
Ein Auto mit zwei Personen war gegen einen Baum gefahren. Immer unter Aufsicht von erfahrenen Einsatzkräften befreien die jungen Leute eine verletzte Person mit Halswirbelsäulen-Trauma aus dem hinteren Fahrzeugbereich und versorgen sie. Doch wo ist der Fahrer? Der fehlt. Sofort wird eine Vermissten-Suche eingeleitet. Per Funk tauschen sich die Retter aus. Ein Teil ging auf Suche, die übrigen Helfer richten eine Unfallhilfsstelle her und leuchten einen Platz aus; alles Aufgaben, die die Bereitschafen, dort sind die ehrenamtlichen Einsatzkräfte innerhalb eines Ortsvereins tätig, ebenfalls abdecken müssen, um Menschen zu helfen.
Der Autofahrer wird schließlich im Wald gefunden: Bewusstlos und unterkühlt. Auch hier sorgen geschminkte Mimen dafür, dass sich der Einsatz echt anfüllt, beschreibt Lisa Maier vom JRK Weinstadt das Szenario. Gemeinsam mit Christoph Gabler vom JRK Plüderhausen und weiteren Helfern hatten sie die 24-Übung vorbereitet. Sie beobachten fachmännisch, wie das junge Helfer-Team den Vermissten zur Unfallhilfsstelle transportiert und dafür unter anderem die Vakuum-Matratze einsetzt. Wie im realen Einsatz gibt es Gruppen- und Zugführer und klare Hierarchien, damit der Einsatz strukturiert abläuft. Schließlich sind beide Personen versorgt. Kurz vor Mitternacht liegen alle Helfer auf ihren Schlafmatratzen in der Schlossgartenschule.
Alles wirkt realistisch, der Lerneffekt ist groß
Ein paar Stunden können sie durchschnaufen. Doch am Sonntagmorgen blinkt das Blaulicht wieder. Nach einer Nachtwanderung werden drei Personen vermisst. Wieder muss ein Einsatz koordiniert werden. Helfer aus den Ortsvereinen unterstützen den Nachwuchs beim Funken und Fahren der Einsatzfahrzeuge. Angeblich wollten die drei Ausgebüchsten zum Plüderhäuser Badesee. Dieser Spur gehen die Helfer nach. Ein Team findet schließlich eine bewusstlose und unterkühlte Person auf einem Steg. Es wirkt realistisch, als die jungen Retterinnen und Retter die Person ansprechen, Atmung prüfen, reanimieren und alles anwenden, was ihnen in der Vergangenheit vermittelt wurde. Durchatmen können sie noch nicht, denn weiterhin werden zwei Jugendliche vermisst. Auch sie werden schließlich gefunden. Nach einer Nacht ohne Unterschlupf und mit gebrochenem Fußgelenk, die Mimen spielen ihre Rolle sehr gut, werden die Vermissten versorgt und betreut. Und so neigt sich die 24-Stunden-Übung ihrem Ende zu.
„Die Kinder fanden es mega“, sagt Lisa Maier. Solche Fallbeispiele unter fast realen Bedingungen, mit Funk, Fahrzeugen und Vermissten, das schule ungemein. Die Übungen mit den Mimen fühlten sich echt an. Der Lerneffekt sei groß und die Kinder und Jugendlichen seien mit Begeisterung und Ernst bei der Sache gewesen, schließlich wollen sie lernen, wie sie später als Mitglied einer Bereitschaft im Ernstfall helfen können. Darum war diese Übung fordernd, interessant, lehrreich und unheimlich spannend für die Kinder, so das Fazit der Gruppenleitungen. Außerdem seien beiden Ortsgruppen näher zusammengewachsen, denn auch Gemeinschaft zeichne das Rote Kreuz aus. „Die Kinder und Jugendliche konnten sich an diesem Wochenende richtig austesten. Viele können es kaum erwarten, bald den Bereitschaften beizutreten.“ Denn das, was sie in Plüderhausen in 24 Stunden komprimiert erlebt haben, damit können sie als ehrenamtliche Einsatzkräfte im Alltag ebenfalls konfrontiert werden. Und dann zahlt sich eine gute Ausbildung aus.
Infobox:
Alle Teilnehmer wurden im Vorfeld auf Corona getestet. Wer beim Jugendrotkreuz mitmachen will, kann sich gerne ans JRK Plüderhausen (christoph.gabler(at)drk-rems-murr.de) oder beim JRK Weinstadt melden, lisa.maier(at)drk-weinstadt.de.
Fotos: Jugendrotkreuz Plüderhausen / Weinstadt