20 Jahre Funk- und Fernmeldemuseum des DRK-Ortsvereins Fellbach
Werner Baller bedient die alte Fernsprechvermittlung und plötzlich klingelt nebenan ein Telefon. Auch wenn das Exponat einige Jahrzehnte auf dem grünen Metallgehäuse hat, funktioniert die Technik noch einwandfrei und die Besucher freuen sich über diesen Aha-Effekt. Das Rotkreuz Funk- und Fernmeldemuseum des DRK-Ortsvereins Fellbach in der Ringstraße bietet einige Überraschungen. Und egal wer vor den Helfern des DRK-Museums steht, ob Kind, Laie, Amateurfunker oder Profi: Das DRK-Team passt sich den Fragen der Besucher an. Und Anekdoten kennen Werner Baller, Hans Bühler und Manfred Jung fast so viele wie Exponate im Museum stehen. Und das sind rund 700 Geräte. Am 24. Oktober 2000 wurde das Museum bei einer Mitgliederversammlung des DRK-Ortsvereins Fellbach gegründet.
Die Entwicklung, die sich in den vergangenen rund 70 Jahren im Bereich Funk- und Fernmeldewesen vollzogen hat, ist enorm. Hatten die ersten tragbaren Funkgeräte der Sicherheitsdienste noch die Ausmaße eines Aktenordners, wurden die Geräte in der Zukunft kleiner und leistungsstärker. Dutzende dieser Geräte, aufgereiht wie Bücher in einem Regal, machen auch dem Laien die technische Entwicklung anschaulich. Verbunden mit den Informationen auf den Tafeln im Museumsflur, aber vor allem dem Wissen, was die Ehrenamtlichen des Fellbacher DRK bereitwillig und anschaulich teilen, erhält der Besucher ein Gespür davon, welche technischen Raffinessen das Leben heute erleichtern und wie es dazu gekommen ist. Der Besucher erfährt, wie die Fernmeldetechnik die Arbeit von Hilfsorganisationen wie dem DRK, das im Rems-Murr-Kreis unter anderem die Integrierte Leitstelle betreibt, erleichtert und bis heute für die hohe Sicherheit der Menschen im Kreis sorgt.
„Unser Museum ist was für alle“
Werner Baller, Hans Bühler und Manfred Jung sorgen dafür, dass die Neugierigen nicht von der Anzahl an Exponaten erschlagen werden. „Unser Museum ist was für alle“, sagen sie. „Wir haben nicht nur etwas hingestellt“. Informationstafeln geben Auskunft – auch über die Geschichte des DRK.
Sie freuen sich über Jung und Alt, Laien und Experten. Auch wer mit der Fernmeldetechnik wenig anfangen kann, den steckt die Begeisterung der Museumsführer an.
„Das ist handwerkliche Kunst“, stellt Hans Bühler an einem geöffneten Funkgerät der 1950er Jahre fest. „Schwerpunkt der Ausstellung ist eine umfassende Präsentation der eingesetzten Fernmeldegeräte, deren technische Entwicklung und des taktischen Einsatzes beim DRK“, listet Werner Baller auf. Er steht vor einem ausrangierten Leitstellentisch und berichtet über die Anfänge der Leitstelle im Rems-Mur-Kreis, der ersten Rettungsleitstelle in Württemberg überhaupt, dort wo die 112-Notrufe eingehen. Insofern bildet ihr Museum die Geschichte des Fernmeldedienstes beim DRK und den anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) wie Polizei, Feuerwehr, THW ab, aber immer auch mit einer lokalen Note. Es handelt sich dabei um eine der vollständigsten Sammlungen im Bereich des Behördenfunks, besser bekannt unter dem Begriff „Polizeifunk“, sagen die drei Männer stolz.
„Alles, was jemals beim DRK als Fernmeldemittel verwendet wurde, möchten wir sammeln und erhalten“, erläutert Werner Baller den hohen Anspruch, dem sich die Ehrenamtlichen verschrieben haben. In ganz Deutschland haben sie sich auf die Suche gemacht und über Jahrzehnte gesammelt, bei Einrichtungen des Roten Kreuzes, Behörden und auf Amateurfunk-Flohmärkten. „Wir haben einfach alles gesammelt, was aus diesem Bereich vorhanden war“, sagt Hans Bühler. Die Idee zur Dauerausstellung in Fellbach entstand nach der erfolgreichen Ausstellung der losen Fernmeldegerätesammlung im großen Rathaussaal der Stadt Fellbach, anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des DRK-Ortsvereins Fellbach vor 20 Jahren. Dort präsentierten sie fast vollständige Gerätereihen der Funkanlagen von 1952 bis heute – und das in dosierter Anzahl.
„Hier gibt es Dinge, die man sonst nicht sieht“
Regelmäßig passen sie das Ausstellungskonzept an, setzen Schwerpunkte und präsentieren neue Geräte, denn in mehr als 30 Jahre Suche hat sich einiges angesammelt. „Hier gibt es Dinge, die man sonst nicht sieht“, sagt Hans Bühler. „Bevor die Geräte in die Ausstellung kommen, werden sie von uns restauriert und wenn möglich in einen funktionsfähigen Zustand versetzt“, ergänzt Manfred Jung. Ergänzend zur Gerätesammlung haben die Museumsmacher ein umfangreiches Schriftarchiv mit technischen Unterlagen und Prospekten der gesammelten Geräte angelegt.
Das Fellbacher Museum, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert, ist eines von bundesweit 13 anerkannten Museen des Deutschen Roten Kreuzes und hat mit seiner Spezialisierung auf den Fernmeldebereich beim Roten Kreuz ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den anderen Museen.
Info:
Das Museum wurde am 24. Oktober 2000 bei einer Mitgliederversammlung des DRK-Ortsvereins Fellbach gegründet. Die Ausstellungsräume konnten einige Jahre später eröffnet werden. Aufgrund der aktuellen Lage wird es beim DRK-Ortsverein Fellbach zum Jubiläum keine Aktionen geben. Aufgrund der COVID-19-Infektionszahlen können in absehbarer Zeit auch keine Führungen / Besichtigungen angeboten werden. Die Verantwortlichen hoffen, dass im neuen Jahr wieder Führungen stattfinden können. Informationen gibt es hier und hier.