Montag startet Notarztwache Welzheim im 24-Stunden-Betrieb
Ab Montag, 30. März, verbessert sich die medizinische Versorgung für alle Menschen im Nordosten des Landkreises erheblich, denn ab 7 Uhr beginnt die erste Schicht in der neuen Notarztwache des DRK in der Welzheimer Schloßgartenstraße. „Angesichts der sich anbahnenden rettungsdienstlichen Situation durch COVID-19 stellt die Inbetriebnahme der Notarztwache Welzheim einen weiteren wichtigen Baustein dar, um unseren Rettungsdienst im Rems-Murr-Kreis noch leistungsfähiger zu machen“, so Landrat Dr. Richard Sigel. „Die Rettungswache ist allerdings ein Puzzlestück in einem Konzept, an dem wir schon lange arbeiten und das sich gerade jetzt bezahlt macht.“
Im Frühjahr 2019 hatte der Bereichsausschuss für den Rettungsdienst im Rems-Murr-Kreis entschieden, den Rettungsdienst massiv auszubauen. Unter anderem aus dem großen Bereich (Murrhardt, Althütte, Welzheim, Alfdorf) im Nordosten des Landkreises, den bisher ein Notarzt in Althütte abdeckte, wurden zwei kleinere Versorgungsbereiche, mit den Wachen Murrhardt und Welzheim. Murrhardt ging bereits im November an den Start. Nach aufwendigen Planungen und Bauarbeiten, allein 600 Meter Datenkabel wurden verlegt, beginnt am Montag um 7 Uhr die Schicht des Welzheimer Notarztes. Dem stellt das DRK ein niegelnagelneues Notarzteinsatzfahrzeug auf Basis eines Audi Q5 zur Verfügung. Das Fahrzeug verfügt über ein neues Ausstattungskonzept und ist mit modernster Medizin- und Fahrzeugtechnik ausgestattet.
Keine Nachteile für Althütte
„Nach dem Bereich Murrhardt ist nun auch der Bereich Welzheim optimal abgedeckt“, stellt Rettungsdienstleiter Marco Flittner fest. Was bedeutet das für die Menschen vor Ort? Der Nachfolger für das bisher in Althütte stationierte Notarzteinsatzfahrzeug kann von Welzheim aus, im Verbund mit dem Fahrzeug in der zusätzlichen Notarztwache Murrhardt, viel effektiver eingesetzt werden. „Neben dem neuen Standort Welzheim bedeutet dies vor allem für den Bereich Richtung Alfdorf und Gschwend sowie den Norden des Rettungsdienstbereichs Schorndorf eine deutliche Verbesserung im Hinblick auf die Einhaltung der Hilfsfrist“, so Flittner. „Mit den Standorten Welzheim und Murrhardt gelingt es uns, die komplette Notfallrettung in diesem Bereich zu optimieren, ohne dass es durch die Verlegung von Althütte nach Welzheim zu Verschlechterungen kommt.“ Denn natürlich werden auch weiterhin Notfälle in Althütte und Kaisersbach schnell erreicht werden. „Die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger steht aktuell noch mehr im Fokus. Die Inbetriebnahme der Notarztwache ist gerade in diesen Zeiten ein wichtiges und positives Signal. Der Rettungsdienst wird gerade auf dem Land angesichts steigender Einsätze verstärkt“, freut sich Welzheims Bürgermeister Thomas Bernlöhr.
Welzheimer Raum nun noch schlagkräftiger aufgestellt
Bei der neuen Notarztwache handelt es sich um ein Gebäude in Modulbauweise. Diese Bauart ermöglichte es, dass der Standort zeitnah in Betrieb gehen konnte. „Der Notarzt hat ein komplettes Apartment mit Toilette, Dusche, Mini-Küche sowie Büro – alles voll klimatisiert. Das hat hochwertigen Hotel-Charakter“, bezeichnet René Demisch, Leiter der DRK-Rettungswache Welzheim, den Anbau. Ebenfalls wurde ein neuer Ruheraum für den Fahrer des Notarzteinsatzfahrzeugs geschaffen.
Demisch ist stolz, dass die Wache in Welzheim nun noch schlagkräftiger aufgestellt ist. „Wir können unseren Rettungsdienstbereich nun richtig gut abdecken. Neben Welzheim, Alfdorf, Kaisersbach, Althütte und Rudersberg sind nun auch Walkersbach, Haubersbronn, Plüderhausen und Urbach deutlich schneller zu erreichen. Alle Innenarbeiten am neuen Notarztstandort sind abgeschlossen. Im Außenbereich sind noch kleinere Fassadenarbeiten ausstehend. Diese beeinflussen die Betriebsaufnahme jedoch keineswegs.
„Mit der Inbetriebnahme der Notarztwache Welzheim und der damit verbundenen Verlagerungen des Notarzteinsatzfahrzeuges von Althütte nach Welzheim sind dann alle notärztlichen Vorhalteerweiterungen gemäß dem Gutachten vollständig umgesetzt“, fasst Marco Flittner zusammen. Die professionelle Aufbereitung des Strukturgutachtens von 2018 und deren konsequente und schnelle Umsetzung durch alle Beteiligten des Bereichsausschusses für den Rettungsdienstbereich Rems-Murr zeigt die Qualität der regionalen Akteure und ihrer Arbeit, sagte DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler. Der Bereichsausschuss setzt sich aus stimmberechtigten und beratenden Mitgliedern der Kostenträger, also Vertretern der Krankenkassen, der Leistungserbringer, also der Rettungsdienstorganisationen, sowie der Aufsichtsbehörde, sprich dem Landratsamt, zusammen.
Hintergrund:
Notärzte versorgen im Rahmen der Notfallrettung gemeinsam mit den Kollegen des Rettungsdienstes akut erkrankte oder verletzte Menschen an den Einsatzstellen. Im Rahmen des sogenannten „Rendezvous-Systems“ wird der Notarzt zum Notfallort gebracht, zu dem ebenfalls ein Rettungswagen entsendet wird. So ist eine exzellente Versorgung und eine hohe einsatztaktische Flexibilität des Notarztes gewährleistet – nun auch im Raum Welzheim.
2018 konnte die Hilfsfrist im Bereich der Notfallrettung im Rems-Murr-Kreis nur zu 93,4 Prozent (92,5 in 2017) und im Bereich des Notarztes nur zu 91,4 Prozent (92,5 in 2017) eingehalten werden. 2014 konnte sie mit 96,1 Prozent bei den Rettungswagen letztmalig eingehalten werden (bei insgesamt 82.895 Gesamteinsätzen in der Notfallrettung). 2015 war dies letztmalig für die Einsätze der Notärzte der Fall (95,3 Prozent) bei 84.847 Gesamteinsätzen. Allerdings liegen die durchschnittlichen Eintreffzeiten deutlich unter 15 Minuten. Der Notarzt ist im Schnitt im Rems-Murr-Kreis in 8:44 Minuten vor Ort. Der Rettungswagen in 7:48 Minuten.
Vor allem im ländlichen Raum führen lange Anfahrtswege zu Verzögerungen. DRK und Kreis steuern mit den zwei Notarzt-Standorten Murrhardt sowie Welzheim gegen diese Entwicklung an. „Der Standort Althütte liegt zwar zentral, führt jedoch dazu, dass die Anfahrtswege und Fahrtstrecken mitunter lang waren, weil die Anzahl an Einsätzen im Bereich Welzheim und Murrhardt in jüngster Vergangenheit signifikant angestiegen sind“, erläutert Sven Knödler. Die Gründe für das Nichteinhalten der Hilfsfrist sind vielfältig: kontinuierliche Zunahme der Einsätze, Demografischer Wandel, mehr Bagatelleinsätze, Abnahme der Versorgung durch die Hausärzte oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst sowie Änderungen der Kliniklandschaft. Es wurde bereits gegengesteuert:
- Defi-Netz Rems-Murr: Aufbau einer bundesweit einmaligen Datenbank in der Integrierten Leitstelle Rems-Murr, in welcher die Koordinaten von öffentlich zugänglichen Defibrillatoren erfasst sind (300 erfasste Geräte).
- Strukturierte Notrufabfrage bei der Integrierten Leitstelle Rems-Murr.
- Anleitung zur Telefonreanimation durch Disponenten der ILS Rems-Murr.
- Verbesserung der Wege bei der Notaufnahme am Rems-Murr-Klinikum in Winnenden: Übergabeprozesse verbessert und Übergabezeiten verkürzt
- Optimierung von Versorgungsabläufen zwischen Klinikum und Rettungsdienst
- Aktivitäten des Kardiovereins „Gemeinsam gegen den Herzinfarkt“ in Kooperation mit dem DRK (bundesweit einmalig, Veranstaltungen wie „Urbach schockt“ finden derzeit kreisweit Nachahmer)
- Die Hilfsfrist darf nicht als ausschließlicher Qualitätsindikator im Rettungsdienst eingestuft werden. Die gesamte Rettungskette muss betrachtet werden