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App verbessert die Alarmierung der Helfer vor Ort

Mit einer neuen App verbessert der DRK-Kreisverband Rems-Murr e. V. die Rettungskette im Kreis. Die App soll bald zielgerichtet und georeferenziert jene ausgebildeten Ersthelfer alarmieren, die sogenannten „Helfer vor Ort“, die sich in unmittelbarer Nähe einer Notfallstelle befinden. Noch läuft die Testphase. Bewährt sich das System, erhöht sich die Sicherheit für die Menschen im Landkreis.

Freiburg hat es vorgemacht. Ein Team um den Freiburger Chefarzt Prof. Dr. med. Michael Müller hat den Verein „Region der Lebensretter“ gegründet. Sie griffen als erste auf die „First-AED-App“ eines dänischen Anbieters zurück, eine Ersthelfer-Alarmierungs-App, die nun auch das DRK im Rems-Murr-Kreis als einer der ersten Kreisverbände des Landes nutzt und entsprechend Geld investiert hat. Derzeit läuft noch die Testphase. Sechs ausgebildete Helfer vor Ort, abgekürzt HvO, des DRK werden seit einigen Wochen nicht mehr nur über den üblichen Meldeempfänger alarmiert, sondern ebenfalls über ihr Smartphone. Das Zwischenergebnis ist mehr als positiv, schildern Ersthelfer Markus Frey und Thomas Brucklacher, System-Administrator in der Integrierten Leitstelle Rems-Murr. Die Testberichte der sechs Nutzer sind durchweg positiv. Kleinere technische Anpassungen

Intelligente App

Bisher war das Alarmierungssystem starr. Ein Beispiel: Ein Helfer vor Ort, der in Backnang wohnt und in Waiblingen arbeitet, wurde bisher lediglich alarmiert, wenn in einem der beiden Orte etwas passierte. Kaufte er gerade in Schorndorf ein, wo sich just in unmittelbarer Nähe ein Notfall ereignet hatte, wurde er nicht alarmiert. Mit der App ändert sich dies. Die App auf dem Smartphone erkennt automatisch den Standort des Helfers. Ruft nun jemand die 112 und informiert die Integrierte Leitstelle in Waiblingen, werden nun – zusätzlich zum nächstgelegenen Rettungsmittel des professionellen Rettungsdienstes – automatisch die vier nächstgelegenen HvO über eine Push-Nachricht auf das Smartphone alarmiert. Die Ehrenamtlichen können den Einsatz annehmen oder ablehnen, wenn sie unpässlich sind.

Markus Frey wurde neulich über die App alarmiert, als er in der Nähe von Aspach war. Dort ereignete sich ein Notfall. Er schnappte sich seinen Helferrucksack und rückte mit seinem Privatauto aus und traf vor dem Rettungsdienst ein. „Der Zeitvorteil betrug fünf Minuten“, so Frey – eine Zeitspanne, die über Leben und Tod entscheiden kann. „Ohne App hätte ich nichts mitbekommen“, da sein HvO-Melder nicht für Aspach eingestellt ist und stumm blieb.

Alarm löst auch im Lautlos-Modus aus

„Auch wenn das Handy lautlos geschaltet ist, löst der Alarm aus“, erläutert Markus Frey, der über Vibration und eine laute Sirene alarmiert wird. Gegen Funklöcher ist die App nicht gefeit, erläutert Thomas Brucklacher von der Leitstelle. In der Testphase gab es bisher aber keine Fälle, in der die Alarmierung aufgrund eines Funklochs nicht möglich war.

„Die App berechnet die Eintreffzeit der Rettungsmittel und der HvO“, so Brucklacher und kann die Alarmierungsradien dynamisch erweitern. Sie alarmiert immer genau so lange und so viele Helfer, bis ausreichend Retter den Einsatz angenommen haben. Erkennt die App, dass der Rettungsdienst am schnellsten eintreffen wird, werden erst gar keine Ehrenamtlichen alarmiert. Eine Entlastung für die DRKler, die im vergangenen Jahr zu rund 1900 Einsätzen im Kreis gerufen worden sind. Ist ein Einsatz nicht mehr erforderlich, informiert die App umgehend.

Wird bei den Helfern vor Ort ein Alarm ausgelöst und sie nehmen den Einsatz an, öffnet sich automatisch ein Online-Kartendienst und der Helfer wird zum Unfallort gelotst. Das mussten die Ehrenamtlich bisher zusätzlich manuell eingeben – wertvolle Sekunden verstrichen somit. „Nun sparen wir Zeit“, so Markus Frey, und die App-Navigierung sorge für mehr Sicherheit auf dem Anfahrtsweg.

Thomas Brucklacher geht ins Detail. „Die App weist den Helfern Rollen zu.“ Die ersten Helfer werden direkt zum Notfallort gelotst. Haben genügend HvO den Einsatz angenommen, werden weitere Retter zum nächstgelegenen Ort navigiert, wo sich ein Defibrillator befindet, ein Schockgeber, der beispielsweise nach Herzinfarkten Leben retten kann. Dabei kann die App auf die Daten des Defi-Netzes Rems-Murr zurückgreifen, wo die meisten Defibrillatoren gelistet sind – ein Projekt und eine Idee von Thomas Brucklacher.

2. landesweiter Server im Land befindet sich in Waiblingen

Neben Freiburg befindet sich der zweite Server für die App, der an das vorhandene Einsatzleitsystem der Integrierten Leitstelle gekoppelt ist, im Rems-Murr-Kreis. Dieser kann weitere Rettungsdienstbereiche in Baden-Württemberg bedienen, weiß Thomas Brucklacher. Zeitnah sollen, nach weiterer erfolgreicher Testphase, alle 200 ausgebildeten HvO, über die App alarmiert werden. Diese werden bei schwerwiegenden Notfallereignissen standardisiert immer parallel zum Rettungsdienst alarmiert. Sie verkürzen die therapiefreie Zeit. Zwar ist ein Parallelbetrieb mit App und Melder vorgesehen, „aber die App weiß mehr!“, so Thomas Brucklacher. Die App sorgt für noch mehr Sicherheit im Kreis.