Bald ein Notarzt in Murrhardt - Dickes Plus für die Bevölkerung
Die Notfallrettung im Rems-Murr-Kreis wird kräftig ausgebaut: 55 zusätzliche Vollzeitkräfte für den Rettungsdienst, neun zusätzliche Vollzeitkräfte für die Integrierte Leistelle Rems-Murr sowie sechs weitere Rettungsfahrzeuge werden zukünftig für noch mehr Sicherheit sorgen. Murrhardt wird Notarzt-Standort, um die Versorgung im Nordosten des Landkreises zu verbessern. Noch in diesem Jahr soll der Notarzt am neuen Standort einsatzbereit sein. Das Gesamtpaket der Vorhalteerweiterungen soll dazu führen, dass die Hilfsfrist zeitnah wieder eingehalten werden kann.
Die Ende 2018 beschlossene Ausweitung der Notfallrettung im Kreis verteilt sich auf viele Schultern. 55 neue Rettungskräfte kann keine Hilfsorganisation im Alleingang stemmen. Der Rettungsdienst des DRK Rems-Murr arbeitet daran, rasch seinen Teil zum Ausbau der Notfallrettung im Kreis beizutragen. Wichtig sind hierbei zeitnah schnellere Notarzt-Einsatzzeiten im Bereich Murrhardt / Oberes Murrtal sowie Welzheim. Bereits nach wenigen Monaten konnten hier beachtliche Fortschritte erzielt werden. In Murrhardt wird derzeit die Infrastruktur für ein zusätzliches Notarzteinsatzfahrzeug vor Ort geschafft, das 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr einsatzbereit ist. „Wir tun etwas“, hielt Landrat Dr. Richard Sigel bei einem Pressetermin im Rathaus in Murrhardt fest – nicht nur im Hinblick auf das Obere Murrtal. Das Gesamtpaket der Vorhalteerweiterung, das Landkreis, Kommunen sowie die Rettungsorganisationen im Kreis schnüren, sei wohl einmalig im Land. Nach der erfolgreichen Umsetzung der Maßnahmen im gesamten Kreis, anvisiert ist hier der Zeitraum bis Ende 2020, gehe man davon aus, die Hilfsfrist in naher Zukunft einhalten zu können.
„Die Einhaltung der Hilfsfristen brennt den Menschen besonders im Murrhardter Raum seit Jahren unter den Nägeln. Dem Landkreis war es daher wichtig, seinen Beitrag zu leisten und mit Räumlichkeiten in der derzeitigen Straßenmeisterei des Landkreises schnelle Lösungen zu ermöglichen. So ist es gelungen, für Murrhardt schnell eine konkrete Lösung mit der Stadt abzustimmen und zu ermöglichen. Mit dem neuen Standort wird es zukünftig im Nordosten eine deutlich schnellere Notarzt-Versorgung geben – zusätzlich wird der Notarzt-Standort Welzheim entlastet“, so Landrat Dr. Richard Sigel.
„Ein Standort konnte nach sehr guter Zusammenarbeit mit dem Landkreis im Murrhardter Teilort Harbach an der L1066 gefunden werden“, freut sich Sven Knödler, DRK-Kreisgeschäftsführer. Seit Mitte Juni laufen dort die Arbeiten, um das bestehende Gebäude in eine Notarztwache umzubauen. Investitionen unter anderem in Technik, sanitäre Anlagen, Küche, Garage, Funk sind notwendig. Fünf zusätzliche Rettungskräfte stellt das DRK für die neue Notarztwache ein. Die Notärzte werden von den Rems-Murr-Kliniken gestellt.
„Wir haben aber den gesamten Landkreis im Blick“, betont Landrat Dr. Sigel und verweist auf Schorndorf. „Auch dort sind wir dabei, in der Straßenmeisterei des Kreises schnell und unbürokratisch die notwendigen Räume und Flächen, für die vom Bereichsausschuss beschlossene, deutliche Erweiterung des Rettungsdienstes, bereitzustellen“, so der Landrat.
Mit dem neuen Standort soll im Murrhardter Raum der Notarzt in Zukunft deutlich schneller vor Ort sein. Ein Rettungswagen ist dort bereits rund um die Uhr im Einsatz. „Nach den Schließungen mittlerweile aller Kliniken des ehemaligen Altkreises Backnang sind die Wege für den Rettungsdienst weiter geworden, was ein Nachsteuern erforderlich machte“, hält auch Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner fest. „Für die Erstversorgung ist daher eine gute rettungsdienstliche und notärztliche Infrastruktur vor Ort von großer Wichtigkeit.“ Hier dankten die Vertreter von Stadt, Landkreis und DRK ausdrücklich Tobias Schupp, Leiter der Rettungswache Murrhard, für seinen Einsatz bei der Organisation der notwendigen Bauarbeiten vor Ort im neuen Standort. Finanziert wird der Rettungsdienst überwiegend aus Benutzungsentgelten, welche in der Selbstverwaltung zwischen den Krankenversicherungen und den gesetzlichen Unfallversicherungsträgern als Kostenträger und den Leistungserbringern vereinbart werden.
Aktuell wird der Bereich Murrhardt noch über die Notarztwache in Althütte (ein diensthabendes Notarzt-Einsatzfahrzeug) abgedeckt. Diese ist auch für den Welzheimer Wald zuständig, der ebenfalls noch in diesem Jahr mit einem Notarzteinsatzfahrzeug verstärkt wird. „Der Standort Althütte liegt zwar zentral, führt jedoch dazu, dass die Anfahrtswege und Fahrtstrecken mitunter lang waren, weil die Anzahl an Einsätzen im Bereich Welzheim und Murrhardt in jüngster Vergangenheit signifikant angestiegen sind“, erläutert Sven Knödler.
Auch dieser Tatsache ist es geschuldet, dass die Hilfsfrist seit wenigen Jahren nicht mehr eingehalten werden konnte. Vorgabe in Deutschland ist, dass die Rettungskräfte in mindestens 95 Prozent der Einsätze in weniger als 15 Minuten am Einsatzort eintreffen. Diese Zahl wird im Rems-Murr-Kreis knapp nicht mehr erreicht. Allerdings sind Notarztwagen im Schnitt in weniger als neun Minuten am Unfallort, Rettungswagen sogar in weniger als acht Minuten.
„Zeit ist ein wichtiger Faktor im Rettungswesen“, machte Sven Knödler deutlich. Er mahnte jedoch ebenfalls an, dass die Erste Hilfe durch die Bevölkerung „immens wichtig“ sei. „Ich möchte jeden Einzelnen animieren, sein Erste Hilfe-Wissen aufzufrischen und Reanimationsmaßnahmen zu erlernen.“
Hintergrund:
Der Bereichsausschuss hatte nach einem Gutachten für den Rettungsdienstbereich im Rems-Murr-Kreis Ende 2018 eine umfangreiche Ausweitung der Notfallrettung beschlossen. Eberhard Kraut, Vorsitzender des Bereichsausschusses und AOK-Geschäftsführer, sein Stellvertreter, DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler und Landrat Dr. Richard Sigel, als Vertreter der Aufsichtsbehörde, hatten die Pläne vorgestellt. Die zusätzlichen Kapazitäten, was Personal, Wachen und Leitstelle betrifft, sollen in diesem und im nächsten Jahr geschaffen werden.
Vor allem im ländlichen Raum führen lange Anfahrtswege zu Verzögerungen. DRK und Kreis steuern mit den neuen Notarzt-Standorten Murrhardt sowie Welzheim gegen diese Entwicklung an und liegen im Zeitplan. Die Gründe für das Nichteinhalten der Hilfsfrist sind insgesamt vielfältig: kontinuierliche Zunahme der Einsätze, Demografischer Wandel, mehr Bagatelleinsätze, Abnahme der Versorgung durch die Hausärzte oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst sowie Änderungen der Kliniklandschaft.