Weinkönigin und Waldfee engagieren sich beim DRK
Auch im eleganten Outfit der Württembergischen Weinkönigin und der Schwäbischen Waldfee schlüpfen Carolin Golter und Kim Rützler im Notfall in die Rolle der Ersthelferin. Beide Hoheiten engagieren sich in ihrer Freizeit nicht nur für Weinkultur und die Schönheiten des Schwäbischen Waldes, sondern ehrenamtlich für das DRK. Das hat viele Vorteile. Diese Feen und Königinnen helfen immer.
Helfen macht selbstbewusst
„Ich stehe doch nicht daneben und gucke zu. Ich bin vom Ehrenamt. Ich helfe!“, sagt Carolin Golter, amtierende Württembergische Weinkönigin. Sie schildert, wie kurz vor einem offiziellen Auftritt in Winnenden ein älterer Mann neben der Bühne schwächelte. Die Weinkönigin half sofort. Ihr Auftritt musste warten. Auch Waldfee Kim Rützler hat im grünen Kleid schon Erste Hilfe geleistet. Warum? Weil sie hingucken und wissen, wie sie helfen können. „Wer im Notfall eingreifen und im Ernstfall Leben retten kann, wird selbstbewusst“, sagen die beiden. Das sei ein Vorteil ihres intensiven Hobbies.
Seit rund fünf Jahren ist Kim Rützler in ihrem Ortsverein in Oppenweiler aktiv. „Das DRK ist spannend“, sagt sie. „Kein Einsatz gleicht dem anderen.“ Kim Rützler ist Fan des Ehrenamts, sei es als aktives Mitglied der DRK-Bereitschaft oder eben als Waldfee. „Man kann Erfahrungen machen, Verantwortung übernehmen und als Persönlichkeit wachsen“. Aktuell macht sie eine Ausbildung zur DRK-Gruppenführerin. Passiert ein Notfall, kann sie eingreifen und vorangehen. Das sei extrem sinnstiftend und dafür investiere sie jeden Monat gerne viele Stunden.
„Dann kommt es auf jede Minute an!"
Carolin Golter spricht von einem „Helfersyndrom“. Seit neun Jahren engagiert sich die 27-Jährige in der Bereitschaft des DRK Winnenden. In den Bereitschaften sind jene aktiv, die Sanitätsdienste übernehmen und als Mitglieder einer Einsatzgruppe in Notsituationen ausrücken und helfen, egal zu welcher Tageszeit. Als sogenannte „Helferin vor Ort“ wird sie regelmäßig alarmiert, wenn in der Nähe ihres Aufenthaltsorts ein Notfall passiert, „dann kommt es auf jede Minute an“. Noch bevor der Rettungsdienst eintrifft, hilft sie am Unfallort als ausgebildete Ersthelferin. Im besten Fall kann sie Leben retten. „Wenn es einem selber schlecht geht, will man doch aus, dass einem geholfen wird“, definiert sie das DRK-Helfersyndrom. Was andere überfordern würde, kann sie bewältigen. Die amtierende Württembergische Weinkönigin spricht von Automatismen. Die haben ihr auch bei ihrem bisher eindrücklichsten Einsatz genutzt.
Drei Tage lang war sie während des Ahrtal-Hochwassers 2021 vor Ort und unterstützte den Rettungsdienst und dies zu einem Zeitpunkt, als noch zahlreiche Ortschaften durch die Flutmassen von der Außenwelt abgeschnitten waren. „Es gab keinen Strom, kein Internet, teils nicht einmal mehr Straßen", erinnert sie sich. Traurig und bewegend zugleich sei das immense Ausmaß an Zerstörung auf der einen und die ergreifende Hilfsbereitschaft auf der anderen Seite gewesen. „Genau dafür habe ich die vielen Stunden Aus- und Fortbildung investiert, um den Menschen in solch einer Notlage helfen zu können.“ Auf die Solidarität der Menschen und die Zugehörigkeit zum DRK ist sie stolz.
"Ich mache es gerne und will es nicht weglassen."
Gemeinschaft und Helfen: Das treibt auch Kim Rützler an. Ihr Ortsverein Oppenweiler sei wie eine kleine Familie, in der man sich und anderen hilft und Spaß hat. Auch aus dieser Gemeinschaft kam Rückenwind, sich als Kandidatin für das Amt der Schwäbischen Waldfee zu bewerben. Schnell habe sie der Ehrgeiz gepackt. Nach der erfolgreichen Wahl genießt sie es, ihre Heimat kennenzulernen, Landschaft und Leute. Obwohl die Zeit manchmal knapp sei. Carolin Golter nickt. Als Weinkönigin hat sie bundesweit Termine. Hauptberuflich ist sie als Marketingverantwortliche im heimischen Weingut gefragt. Außerdem gibt sie noch Gesangsunterricht. „Das DRK nimmt einen großen Teil meines Lebens ein. Ich mache es gerne und will es nicht weglassen“, sagt sie. Fast hätte sie vor einigen Jahren ihr Hobby zum Beruf gemacht, es dann aber gelassen, „denn dann hätte ich meinen Ausgleich verloren“, sagt sie.
Chancen ergreifen
Kim Rützler spricht von gutem Projektmanagement, das viele Rotkreuzler im Rems-Murr-Kreis praktizierten. Familie, Beruf, Hobby: Das gelte es unter einen Hut zu bringen, schließlich könne zu jedem Zeitpunkt am Tag der Meldeempfänger piepsen und zu einem Notfall alarmieren.
In ihren Funktionen als Waldfee und Weinkönigin wollen sie für das Ehrenamt werben; natürlich auch für ihre Hilfsorganisation. Sich für andere zu engagieren, bei vielen Gelegenheiten ja zu sagen und Chancen zu ergreifen, das öffne viele neue Türen, sagt Carolin Golter. Diese Erfahrungen machen zu können, sei Gold wert. Beide rufen dazu auf, im Notfall couragiert einzugreifen. Einmal im Jahr sollte jeder die Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen, sagt Kim Rützler. Denn nicht immer steht im Notfall eine Waldfee oder Weinkönigin parat.
Foto: Christian Franck