Tag des Notrufs am 11.2 - Leitstellen-Disponenten retten Leben
Seit 1991 gilt europaweit die Notrufnummer 112. In der Bundesrepublik war sie bereits seit den siebziger Jahren als Notrufnummer für die Feuerwehr gebräuchlich und die meisten Menschen haben sie verinnerlicht. Am 11.2. ist der Tag des Notrufs. Der DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. stellt vor, was das Team der Integrierten Leitstelle leistet, angefangen bei der strukturierten Notrufabfrage bis hin zur Reanimation über das Telefon.
Ruhig ist es in der Integrierten Leitstelle des DRK in Waiblingen selten. Rund 152.000 Einsatzbearbeitungen waren es 2023. Fast 300 Mal wird nach einem Notruf beispielsweise die Notfallrettung, der Krankentransport oder die Feuerwehr einem Einsatz zugeordnet und rückt aus – täglich. Die Zahl der „Anrufe ohne Einsatz“ ist nicht mit eingerechnet. Etwa alle eineinhalb Minuten leuchtet in der Integrierten Leitstelle ein rotes Licht auf. In der Regel ist ein Notruf innerhalb 90 Sekunden abgefragt und die Einsatzkräfte alarmiert, teilt das DRK mit. Manche Notrufe binden die Disponenten länger, denn das Team der Leitstelle nimmt nicht nur Notrufe entgegen, sondern kann auch Leben retten.
Die strukturierte Notrufabfrage
Grundlage für alle Entscheidungen in der Integrierten Leitstelle ist die sogenannte strukturierte Notrufabfrage. Das Verfahren, das auf einer detaillierten Checkliste basiert, ermöglicht es den Disponenten, wichtige Informationen systematisch zu erfassen, während sie mit Anrufern sprechen. Von der Art des Notfalls über die genaue Adresse bis hin zu spezifischen Details wie der Anzahl der betroffenen Personen – jede Information wird präzise erfasst und zeitnah dem Rettungsdienst übermittelt. „Sie unterstützt die Mitarbeiter der Leitstelle, in kritischen Situationen schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen und die geeigneten Rettungskräfte gezielt zum Einsatzort zu schicken“, teilt das DRK mit. Wer den Notruf wählt, sollte sich von dem Leitstellen-Disponenten durch das Telefonat führen lassen, betont das DRK. Rettungsmittel werden bereits disponiert, auch wenn das Telefonat noch läuft. Fragen verzögern die Alarmierung nicht, versichert das DRK. Aber in der Leitstelle wird nicht nur disponiert.
Leben retten am Telefon
Die Hilfe ersuchenden Anrufer erhalten bereits während des Notrufgespräches Hinweise, wie sie Erste Hilfe leisten können. Ein Beispiel: Ein Familienmitglied bricht plötzlich zusammen und reagiert nicht mehr. Ein Notruf wird abgesetzt, die Menschen am Telefon sind aufgeregt, oft überfordert. Am anderen Ende der Leitung ist davon nichts zu spüren. „Stellen unsere Disponenten fest, dass eine Reanimation notwendig ist, leiten sie die Anrufer an, wie sie selbst lebensrettende Schritte der Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen können, bis professionelle Hilfe eintrifft“, sagt Carsten Leidner, Leiter der Integrierten Leitstelle Rems-Murr. Jede Minute, die vergeht, ohne dass mit der Herzdruckmassage begonnen wird, kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. „Eine telefonische Reanimationsunterstützung hat sicherlich schon in mehreren Fällen dazu beigetragen, Leben zu retten“, ist sich Carsten Leidner sicher. 183 Telefonreanimationen gab es 2023.
Eine starke Rettungskette im Rems-Murr-Kreis
Der Rettungsdienstbereich Rems-Murr mit insgesamt 14 Rettungs- und Notarztwachen weist einige Besonderheiten auf: 200 sogenannte „Helfer vor Ort“ rücken im Notfall als ehrenamtliche Lebensretter aus der Nachbarschaft aus. Alarmiert werden sie über Meldeempfänger und die FirstAED-App. Außerdem finden seit Jahren im Rahmen der Aktion „Gemeinsam gegen Herzinfarkt“ zahlreiche Veranstaltungen statt, die die Laienreanimation im Kreis verbessert haben. Die Integrierte Leitstelle in Waiblingen greift außerdem auf das Defi-Netz zurück, das Mitarbeiter Thomas Brucklacher entwickelt hat.
Dabei handelt es sich um eine innovative Initiative zur Verbesserung der Notfallversorgung in der Region. Im Defi-Netz sind aktuell 453 Defibrillatoren erfasst, die sich im ganzen Rems-Murr-Kreis befinden. Bei einem Notruf, bei dem beispielsweise ein Herzstillstand vermutet wird und die Leistelle ein Einsatzmittel zum Stichwort „Reanimation“ alarmiert, öffnet sich am Arbeitsplatz des Disponenten automatisch ein Kartenausschnitt mit dem Einsatzort und den nächstgelegen verfügbaren AEDs. Durch Anklicken öffnen sich Detailinformationen zum exakten Standort, der Zugänglichkeit und der zeitlichen Verfügbarkeit des AED. Befinden sich mehrere Personen am Notfallort, lotst die Leitstelle jemanden zu einem Defibrillator. Dies kann – je nach Auslastung – ein zweiter Disponent übernehmen. Ein Defibrillator gibt gezielte elektrische Schocks an das Herz ab, um lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen zu beenden und das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen.
Strukturierte Notrufabfrage, Telefonreanimation, Defi-Netz, 14 Rettungs- und Notarztwachen vor Ort: Die Menschen im Rems-Murr-Kreis profitieren von einer starken Rettungskette, in der die Mitarbeiter der Leitstelle ein entscheidendes Glied sind, das Leben retten kann.
Die Integrierte Leitstelle:
Die Integrierte Leitstelle Rems-Murr des DRK-Kreisverbandes Rems-Murr e. V. nimmt als ständig besetzte Einrichtung der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr sämtliche Hilfeersuchen und Notrufe der Bevölkerung des Rems-Murr-Kreises über die Notrufnummer 112 entgegen. Den Tag über sind bis zu sechs Disponenten (gestaffelter Beginn und Ende) regelhaft eingeplant. Es sind immer mindestens drei Disponenten im Dienst (nachts). Nach Bedarf kann die Leitstelle durch zusätzliches Personal verstärkt werden.
Die Integrierte Leitstelle koordiniert und lenkt alle Einsätze der Notfallrettung sowie des qualifizierten Krankentransportes, alarmiert die Feuerwehren im Landkreis und wirkt im Katastrophenschutz mit. Sie erfüllt ihre Aufgaben technisch, organisatorisch und personell sowohl für die Feuerwehr als auch für den Rettungsdienst. Zusätzlich werden auf Anforderung oder bei Bedarf weitere Einheiten, Organisationen oder Einrichtungen der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr in Einsatz gebracht.
Die Leitstellendisponenten sind zur Wahrnehmung ihrer hochkomplexen Aufgaben speziell ausgebildet. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sowohl eine rettungsdienstliche, feuerwehrtechnische als auch leitstellenspezifische Ausbildung durchlaufen.
Der europaweite Notruf 112 kann über das Mobiltelefon auch in vielen Staaten außerhalb Europas verwendet werden. Das DRK empfiehlt, sich vor Reisebeginn mit den landesüblichen Notrufnummern des jeweiligen Landes vertraut zu machen.
Wann sollte ein Notruf abgesetzt werden?
- Immer dann, wenn eine plötzlich einsetzende akute Erkrankung oder Verletzung vorliegt, bei der ohne schnellstmögliches Eingreifen des Rettungsdienstes Lebensgefahr besteht.
- Notfälle sind neben schweren Unfallverletzungen auch lebensbedrohliche akute Erkrankungen oder Vergiftungen, bei denen die Anwendung lebensrettender Maßnahmen im Vordergrund stehen.
- Lebensbedrohende Zustände sind unter anderem akute Atemnot oder Atemstillstand, akute Herz- Kreislauferkrankungen bzw. Herz-Kreislaufstillstand, Sturz aus großer Höhe, Schlaganfälle, starke Blutungen und großflächige Verbrennungen