Mehr ehrenamtliche Helfer - mehr Übergriffe
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verzeichnet bundesweit erneut einen Zuwachs bei der Zahl ehrenamtlicher Helfer. Das geht aus dem Jahrbuch 2018 hervor, das DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt am 8. Mai zum Weltrotkreuztag in Berlin vorstellte. Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer ist danach im vergangenen Jahr um rund 10.000 auf insgesamt 435.100 aktive Mitglieder gestiegen. „Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung und der höchste Stand seit mehr als 15 Jahren“, sagte Hasselfeldt, die bei einer Pressekonferenz auch einen neuen DRK-Botschafter, den Berliner Schauspieler Ludwig Trepte, vorstellte. Im Rems-Murr-Kreis sind rund 2000 Helferinnen und Helfer ehrenamtlich aktiv. Wer anderen Zeit schenkt, Zuwendungen spüren lässt, wer seine Fähigkeiten und Talente mit anderen teilt oder anderen hilft, wieder aufzustehen, der verdient Respekt und Anerkennung. Er zählt zum Aktivposten unserer Zivilgesellschaft, betont DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler.
Von den 435.100 aktiven Mitliedern gehören allein rund 134.800 dem Jugendrotkreuz an (500 im Rems-Murr-Kreis). „Es kann also keine Rede davon sein, dass die Deutschen ein Volk von Egoisten sind. Neben den vielen jungen Menschen gibt es aber auch viele rüstige Senioren, die ihre Erfahrungen zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe, der Sozialarbeit oder in einem Hospiz einbringen wollen“, sagte Hasselfeldt. Ehrenamtliches Engagement sei ein wichtiger Eckpfeiler für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Dem schließt sich der DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler an, der allen Helferinnen und Helfern seinen Dank ausspricht.
DRK-Präsidentin Hasselfeldt hob außerdem die Bedeutung der Genfer Abkommen hervor, deren Unterzeichnung sich 2019 zum 70. Mal jährt. Das humanitäre Völkerrecht sei heute wichtiger denn je, um in bewaffneten Konflikten die Zivilbevölkerung sowie verwundete oder gefangene Soldaten zu schützen. Fast täglich komme es zur Verletzung der Genfer Abkommen, wenn es direkte Angriffe auf Zivilisten oder auf Gesundheitseinrichtungen gebe oder humanitäre Helfer entführt werden.
Auch schloss sich Sven Knödler dem Aufruf des Bayerischen Roten Kreuzes an. Eine Umfrage unter rund 600 Rettungsdienstmitarbeitern in Bayern hatte ergeben, dass im Schnitt jeder Dritte "sehr oft verbale Gewalt", jeder Zehnte häufig physische Gewalt im Dienst erlebt hat. Die Dunkelziffer, schätzen Experten, dürfte allerdings gewaltig sein. Zum Weltrotkreuztag fordert das BRK jetzt mehr Wertschätzung von der Zivilgesellschaft ein. Es könne nicht sein, heißt es in einer Pressemitteilung, dass Einsatzkräfte von Hilfsorganisationen, Polizei und Feuerwehren von Verkehrsteilnehmern oder Schaulustigen missachtet und zu oft sogar attackiert werden. Im Rems-Murr-Kreis sind bislang kaum Fälle bekannt. Allerdings macht auch Sven Knödler diese allgemeine gesellschaftliche Entwicklung nachdenklich. Daher ist mittlerweile auch ein Deeskalationstraining für angehende Rettungskräfte im Lehrplan erhalten. Noch gebe es vor Ort keine Probleme. "Wir alle sollten dafür sorgen, dass dieses so bleibt", so Sven Knödler.
Das neue Jahrbuch 2018 finden Sie hier: www.drk.de/jahrbuch