DRK sichert Faschingsumzug in Erbstetten
Rund 2700 Teilnehmer zogen kürzlich beim Faschingsumzug durch Erbstten. Damit bei Unfällen und Verletzungen nichts passiert, waren zehn Helfer vom DRK ehrenamtlich im Einsatz.
Die Hexe hält bei den beiden Helfern vom Roten Kreuz an, bedankt sich für ihre Unterstützung und schließt sich dann den anderen besenschwingenden Hexen an. „Diese Anerkennung tut gut“, freut sich Jörg Guhr, stellvertretender Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsvereins in Burgstetten. Ein knappes Dutzend DRKler sichert im Januar den Faschingsumzug in Erbstetten ab. 2700 Teilnehmer ziehen ab 14.11 Uhr an den verschiedenen Posten des DRK entlang der Straßen vorbei. Viele Besucher stehen am Straßenrand, singen und staunen, wenn die Kostümierten an ihnen vorbeiziehen, tanzen, Späße treiben und Süßigkeiten in die Menge werfen oder auch mal liebevoll Kindern in die Hand drücken – oder eben auch den Helfern vom DRK.
Die treffen sich zwei Stunden vor dem Umzug am Vereinsheim. Ein weißer Bully mit dem Roten Kreuz fährt vor, Unterstützung aus Kirchberg an der Murr. Die Helfer ziehen sich um und besprechen dann ihren Einsatz, denn Umzüge wie der in Erbstetten müssen sanitätsdienstlich abgesichert werden. Das übernimmt das DRK. Die Leitstelle in Waiblingen ist informiert, hat die Einsatzpläne vorliegen. Auch die Kreisbereitschaftsleitung weiß Bescheid. Ein Lageplan wurde erstellt. Passiert ein Unfall, lotsen sie die Rettungsmittel zur richtigen Stelle. Mit der Freiwilligen Feuerwehr ist der Einsatz ebenfalls abgestimmt. Brauchen wir eine Trage, fragen sich die Helfer? Sie wollen vorbereitet sein, rüsten ihre Fahrzeuge aus, steigen ein und fahren zu ihren fünf Standorten entlang der Umzugsroute. Die Helfer sind zu Fuß unterwegs, so sind sie flexibel. Ein Fahrzeug steht zentral. Die Mikrofone funktionieren, die Kommunikation steht. Für den Notfall hat jeder auf seinem Einsatzzettel wichtige Handynummern stehen. Es kann losgehen. So ein einmaliger Umzugs-Einsatz mache den Helfern schon Spaß. Doch sei die Verantwortung bei den vielen Besuchern und Teilnehmern sehr groß. „Es muss ja gar kein Unfall sein. Die Leute haben Vorerkrankungen. Dafür sind wir da.“
Die Ehrenamtlichen mit ihren Notfall-Rucksäcken stehen bereit, wenn andere feiern wollen. Und solange nichts passiert, können sie sich auch mal am Umzug ergötzen. Die Männer und Frauen mit der roten Einsatzkleidung werden jedoch auch gerne Mal das Ziel der Narren und die Gesichter der meisten Helfer sind am Nachmittag bemalt worden. Da dies meistens mit Schulterklopfern und dankbaren Worten verbunden ist, freuen sich die Helfer. Wertschätzung ist wichtig, wiederholt Jörg Guhr. Es werde doch immer schwieriger, freiwillige Helfer zu finden. Dafür haben einige Besucher und Umzugsteilnehmer ein feines Gespür.
„In den letzten Jahren ist wenig passiert“, sagt Jörg Guhr. Doch das ist kein Grund, leichtsinnig zu werden. „Es kann immer etwas passieren“. Das weiß jeder Retter. Eng stehen die Zuschauer am Straßenrand, wenn mitunter große Wagen an ihnen vorbeifahren. „Vom Pflaster kleben bis zum Herz-Kreislauf-Stillstand kann alles passieren“, wissen die erfahrenen DRKler. Weil sie direkt im Geschehen stehen, sind die Rettungswege kurz. Der Rettungsdienst ist schnell alarmiert. Anfahrtswege wurden vorher ausgearbeitet. Weitere ehrenamtliche Helfer vor Ort können schnell alarmiert werden. Das DRK ist vorbereitet.
Doch viel passiert an diesem Nachmittag nicht. Bis das Mikrofon von Jörg Guhr knackt. Gemeinsam mit seiner Frau Herta, ebenfalls beim DRK, steht er am Einsatzfahrzeug des Ortsvereins. Das ist zwar kein Rettungswagen, doch hat er wichtige Geräte wie einen Defibrillator, Verbandszeug und Medizin an Bord. Kollegen teilen Jörg Guhr mit, dass sie gleich einen jungen Mann mit seiner Mutter zum Fahrzeug begleiten. Der hat sich das Handgelenk verletzt. Hier spielt ebenfalls die Betreuung der Personen eine wichtige Rolle, sagt Jörg Guhr. Nicht bloß die Verletzung steht im Vordergrund. Jörg Guhr holt den jungen Mann ab. Sie setzen sich ins Fahrzeug. Der Arm wird angeschaut. Herta Guhr kümmert sich um die Mutter. Jörg Guhr entschließt sich, den Arm zu schienen. Gebrochen ist wohl nichts. Die Mutter fällt die Entscheidung: „Wir fahren ins Krankenhaus.“ Einen Rettungswagen zu alarmieren ist nicht erforderlich. Und während an der Straße Süßigkeiten fliegen, fleißig Glühwein verkauft wird und nicht nur Hexen ihre Späße treiben, verbindet Jörg Guhr fachmännisch den Arm. „Starke Prellung“, sagt er. Der Wagen vor Ort sei wichtig, weil er viel an Bord hat und auch, weil sie die Verletzten dort abschirmen können vom Trubel nebenan. So ein Krankentransportwagen habe sich bewährt. Und dann kommt schon wieder eine Hexe vorbei. Sie klingt männlich. „Ich finde es ganz toll, dass ihr hier seid“, spricht sie zu den Helfern und hebt die Maske hoch. Der Mann klopft Jörg Guhr auf die Schulter. Herta Guhr hat mittlerweile einen kleinen Vorrat an Bonbons ansammeln können, den sie als süßen Dank erhalten hat. Und Jörg Guhr wiederholt: Dieser Dank sorge dafür, dass sie gerne die Veranstaltung absichern und sich hoffentlich auch in Zukunft genug Freiwillige finden, um im Notfall schnell reagieren zu können. Und dann nähert sich die letzte Fasnets-Gruppe und zieht an den Helfern mit der roten Jacke vorbei. Und plötzlich leert sich die Straße. Doch noch ist der Einsatz nicht beendet. Denn es kann ja immer etwas passieren.