Corona-Schnelltest: Mit einem besseren Gefühl zu Oma und Opa
95 Jahre alt ist seine Tante, sagt ein Mann, der sich für die Corona-Schnelltest-Aktion des DRK-Kreisverbandes Rems-Murr und des Rems-Murr-Kreises angemeldet hatte, um sich am Mittwochnachmittag einem Test zu unterziehen. Telefonieren falle der Dame schwer und Besuch könne sie in diesen Zeiten kaum empfangen, zu groß sei die Ansteckungsgefahr. Wenn sein Corona-Schnelltest negativ ausfalle, werde er sich im Anschluss sofort auf den Weg machen und ihr frohe Weihnachten wünschen, sagt er und lacht. So wie diesem Besucher geht es vielen Menschen, die sich am 23. und 24. Dezember testen lassen. „Die Menschen sind dankbar, dass ihnen dieses Angebot in der Vorweihnachtszeit gemacht wird“, halten Helferinnen und Helfer vom DRK fest, die am Mittwoch und Donnerstag ehrenamtlich die Registrierung der Besucher übernehmen, Abstriche nehmen und die Tests auswerten.
30 Ehrenamtliche sind an beiden Tagen jeweils auf den Beinen, um die Menschen im Kreis zu unterstützen. Die Antigen-Schnelltests zum Nachweis des Coronavirus SARS-CoV-2 hat das Sozialministerium Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt. Der Rems-Murr-Kreis hatte das Angebot um weitere 500 Tests aufgestockt und die Anmeldungen organisiert, nachdem der Bedarf in Heimen und Pflegeeinrichtungen primär abgefragt und gedeckt werden konnte. Das Testangebot richtet sich an Angehörige von Menschen, die im Heim oder von einem ambulanten Pflegedienst betreut oder von Angehörigen gepflegt werden. Das hatten Landkreis und DRK im Vorfeld festgelegt. Die Kosten für Material etc. trägt der DRK-Kreisverband.
„Top organisiert“
Mehr als 1000 Menschen können sich insgesamt an en zwei Tagen testen lassen und doch geht es in der Halle unaufgeregt zu. Am Eingang werden die Probanden im Fünf-Minuten-Takt begrüßt und zur Registrierung geschickt. Dort erhalten sie einen Beutel mit Testkit, individuellem QR-Code und weiteren Daten. Den Abstrich nehmen medizinische Fachkräfte des DRK in Schutzausrüstung vor. „Bitte den Kopf etwas zurücklehnen“, sagt ein Helfer. Er werde den Stab relativ tief in die Nase stecken müssen, um genügend Probenmaterial entnehmen zu können, sagt er ruhig. Der Proband nickt. Nach wenigen Sekunden ist die Probe entnommen und der Mann kann schon wieder lächeln. So schlimm war das gar nicht, sagt er. Der Helfer desinfiziert und wechselt die Kontakthandschuhe. Die Probe wird eine Kollegin auswerten und das Ergebnis in eine App eingeben. Die Probanden erhalten es zeitversetzt elektronisch übermittelt. Nach knapp fünf Minuten Aufenthalt verlässt der Mann die Halle und nickt anerkennend. „Top organisiert“, sagt er. Die Helfer bedanken sich.
„Auf unsere Ehrenamtlichen ist Verlass“
„Auf unsere Ehrenamtlichen ist Verlass“, sagt Jörg Behrens, der für die Organisation und den Hygieneplan zuständig war. Das Helfer-Team kommt aus dem gesamten Rems-Murr-Kreis, viele aus Winnenden. Angst, sich während ihres Dienstes selbst anstecken zu können, haben sie nicht. „Unsere Helfer bekommen alles zur Verfügung gestellt und fühlen sich in ihrer Schutzausrüstung sicher“, sagt Jörg Behrens. Sie wurden im Vorfeld ausgiebig geschult und fast alle würden Erfahrungen aus dem Corona-Schnelltestzentrum am Klinikum Winnenden mitbringen. „Wir haben einen hohen Qualitätsanspruch. Ein falsches Testergebnis zu übermitteln, wäre fatal“. Wer positiv getestet werde, werde umgehend angerufen. Am frühen Mittwochnachmittag waren jedoch alle Tests negativ. Die Aussagekraft hierfür liegt bei etwa 90 bis 95 Prozent.
„Bereits im Vorfeld haben uns viele Menschen angerufen und uns erzählt, warum wir sie oder ihre Kinder unbedingt testen sollten“, schildert Christian Siekmann vom DRK-Kreisverband. Eine Mutter, die mit einem Lungenleiden zu Hause lebt und seit Wochen kaum Besuch empfange, sei am Telefon fast in Tränen ausgebrochen, als das DRK für ihren Sohn einen Termin reservieren konnte. „Genau diese Menschen wollten wir mit unserem Angebot erreichen“, sagt Christian Siekmann, „jene Personengruppen, bei denen ein Schnelltest dringend erforderlich ist, um ihre gefährdeten Angehörigen besuchen zu können“. Fällt der Test negativ aus, kann die ältere Dame an Heiligabend ihren Sohn begrüßen. Ein negativer Test sollte jedoch nicht dazu führen, dass Angehörige bei den „AHA-Regeln“ nachlässig werden, betonen die Helfer am Mittwochnachmittag vor jedem Besucher. Niemand dürfe sich in falscher Sicherheit wiegen. „Ich weiß, dass es bloß eine Momentaufnahme ist“, sagt eine Frau, die ihre Oma im Pflegeheim besuchen will.
„... wenn der Test negativ ausfällt"
Die Helfer testen später sogar drei Generationen einer Familie. Zwei Enkelkinder, Mutter sowie Oma und Opa schauen vorbei. Natürlich seien sie mit verschiedenen Fahrzeugen angereist, betont die Mutter. „Wir wollen mit einem besseren Gefühl Weihnachten feiern“, sagt sie. Die Enkelkinder freuen sich, wenn sie über Weihnachten wieder ihre Großeltern sehen könnten, „wenn der Test negativ ausfällt“. Die Ehrenamtlichen des DRK drücken ihnen die Daumen.
Auch für die Testabnahme an Heiligabend, getestet wird von 9 bis 14 Uhr, haben sich schnell genügend Ehrenamtliche aus vielen Ortsvereinen aus dem Rems-Murr-Kreis bereitgefunden. Auch sie könnten am Donnerstagnachmittag Heiligabend feiern. „Wir DRKler sind 24 Stunden am Tag im Einsatz“, sagt Helfer Sven Semet. Er habe es vor Jahren erlebt, dass am zweiten Weihnachtstag ein Brand ausgebrochen sei und die Bereitschaft ausrücken musste, um vor Ort zu helfen. Den Menschen im Kreis zu helfen, sei für ihn selbstverständlich – auch an diesem Tag.
„In Zeiten des Lockdowns ruht das Vereinsleben oder hat sich ins Digitale verlagert. An diesen beiden Tagen ist das anders“, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler. „Unsere Ehrenamtlichen freuen sich, dass sie mit diesem Einsatz vielen Familien ein schöneres und etwas sicheres Weihnachtsfest ermöglichen können.“
Den Link zur Anmeldung finden Sie auf www.drk-rems-murr.de. Wer nicht angemeldet ist, wird nicht getestet. Bei der Registrierung und vor Ort wird zudem der Grund für den Test abgefragt.