Besuch im Funk- und Fernmeldemuseum des DRK-Fellbach
„Wir haben alles restauriert und - wenn möglich - in Stand gesetzt“, sagt Werner Baller und führt die Gäste in den ersten Raum der Ausstellung. Das Staunen beginnt. Den Besuchern wird im Funk- und Fernmeldemuseum des DRK-Ortsvereins Fellbachs bei der ersten Führung nach der Corona-Pandemie einiges geboten. Hunderte Exponate sind zu sehen – und zu hören. Ein Dutzend Besucher waren der Einladung des Kreisverbandes gefolgt und begeistert.
Innerhalb der ganzen Bundesrepublik sammelt das Team um Werner Baller Funkgeräte. Ihr kleines Museum bildet die Geschichte des Fernmeldedienstes beim DRK und den anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) wie Polizei, Feuerwehr, THW ab, allerdings mit einer klaren regionalen Note. Wer sich für Technik, Notfallrettung und Leitstellen interessiert, kommt hier auf seine Kosten.
Der Rems-Murr-Kreis war früh dran
Heute werden sogar Ehrenamtliche mit einer App alarmiert. Wer als Helfer vor Ort registriert ist, wird georeferenziert alarmiert und via Smartphone zur Notfallstelle geführt. Vor einigen Jahrzehnten war das unvorstellbar. Dass Polizei- und später Krankenwagen während der Fahrt über Funk erreichbar wurden, war eine Revolution, berichtet Werner Baller. Der Besuch im DRK-Museum in Fellbach bietet somit auch eine Zeitreise in die Anfänge des Rettungsdienstes. „Ein Streifenwagen mit Funk ist viel effektiver“, berichtet Werner Baller. Erste Funkgeräte mussten sich die Menschen auf den Rücken schnallen. In den Fahrzeugen nahmen sie viel Platz ein. Im Rems-Murr-Kreis wurden die Krankenwagen schon Anfang der 60er-Jahren mit Funk ausgestattet. Man sei im Kreis früh dran gewesen.
„Hier finden Sie fast alles, was es jemals in Streifen-, Feuerwehr und Rettungswagen gegeben hat“, sagt Werner Baller stolz. Anekdoten kennen Werner Baller und Manfred Jung vom Museums-Team fast so viele wie Exponate im Museum stehen. Und das sind rund 700 Geräte. Auch ein Gerät der Stasi haben sie im Museum versteckt. So ist im Museum eine fast vollständige Gerätereihe der Funkanlagen von 1950 bis heute zu bestaunen. Und die Geräte glänzen so wie die Augen der Teilnehmer.
„Vom Kofferradio ins Handyformat“
Die Entwicklung, die sich in den vergangenen rund 70 Jahren im Bereich Funk- und Fernmeldewesen vollzogen hat, ist enorm. Die Sicherheitsdienste hätten auch stark von der fernmeldetechnischen Entwicklung für das Militär profitiert. Der technische Fortschritt wird für jeden ersichtlich, der auf die schiere Größe der Geräte achtet. Hatten die ersten tragbaren Funkgeräte der Sicherheitsdienste noch die Ausmaße eines kleinen Benzinkanisters wurden die Geräte in der Zukunft kleiner und viel leistungsstärker. „Vom Kofferradio ins Handyformat“, fasst es Werner Baller zusammen.
Verbunden mit den Informationen auf den Tafeln im Museumsflur, Fotos und Beschriftungen kriegt jeder Besucher ein Gespür dafür, wie sich das Funk- und Fernmeldewesen entwickelte. Werner Baller erzählt bereitwillig, fasst an, führt vor, drückt, dreht und kurbelt. Die Besucher erfahren, wie die Fernmeldetechnik die Arbeit von Hilfsorganisationen wie dem DRK, das im Rems-Murr-Kreis unter anderem die Integrierte Leitstelle betreibt, erleichtert und bis heute für die hohe Sicherheit der Menschen im Kreis sorgt. Es ist faszinierend, welche technischen Raffinessen den Bevölkerungsschutz und die Notfallrettung vorangebracht haben. Ein Beispiel: Mit einem modernen Funkmeldeempfänger können Personen zielgerichtet alarmiert werden – anders als mit einer Sirene. Wobei die auch Vorteile haben, wie sich die Besucher einig sind. Viele technische Entwicklungen vollzogen sich rasch. Schnell waren kostspielige neue Entwicklungen schon wieder überholt. Ein Foto zeigt ein Einsatzfahrzeug mit einer riesigen Antenne auf dem Dach.
„Das ist handwerkliche Kunst!“
Die Besucher sind erstaunt. Viele Geräte funktionieren. Werner Baller bedient die alte Fernsprechvermittlung und ein Telefon klingelt. Das Exponat hat einige Jahrzehnte auf dem grünen Metallgehäuse. Aber es funktioniert einwandfrei. Ein ausrangierter Leitstellentisch und Fotos machen deutlich, wie sich im Bereich der Notfallrettung im Landkreis vieles verändert hat. Im Anschluss tauscht sich Werner Baller mit einem passionierten Radiosammler aus. Ein Dozent für „Digitale Netze“ ist unter den Besuchern und macht Fotos. Warum waren die Geräte so teuer, fragt jemand. „Das ist handwerkliche Kunst!“, sagt Werner Baller stolz.
Info:
Das Museum in Fellbach ist eines von bundesweit 13 anerkannten Museen des Deutschen Roten Kreuzes und hat mit seiner Spezialisierung auf den Fernmeldebereich ein Alleinstellungsmerkmal. Ergänzend zur Gerätesammlung haben die Museumsmacher ein umfangreiches Schriftarchiv mit technischen Unterlagen und Prospekten der gesammelten Geräte angelegt. Informationen – auch zu Führungen - gibt es auf www.drk-fellbach.de/funkmuseum und auf www.drk-rems-murr.de.