Aktivierende Hausbesuche: Neue Übungsleiter gesucht!
Die beiden verstehen sich. Seit sieben Jahren schaut Thomas Fischer regelmäßig bei Herbert Mayer vorbei. Ein Witz, ein interessierter Austausch und mal eine Tasse Kaffee harmonieren perfekt mit dem Gymnastik-Programm für Hebert Mayer. Und es wird viel gelacht, oft herzlich und mal verschmitzt. Thomas Fischer hat sich nach seinem Ruhestand dazu entschieden, „etwas zurückzugeben“. Darum ist er Übungsleiter für das DRK-Angebot der „Aktivierenden Hausbesuche“. Der DRK-Kreisverband sucht neue Übungsleiter für ein Programm, das nur Gewinner kennt.
„Herr Fischer ist ein Gewinn“, sagt die die Tochter von Herbert Mayer, als Thomas Fischer mit ihrem Vater Gymnastik macht. Die beiden sind seit 2017 ein eingespieltes Team. Damals lebte die Ehefrau noch und nahm die Dienste der Aktivierenden Hausbesuche des DRK Rems-Murr ebenfalls in Anspruch. Herbert Mayer genießt den Besuch sichtlich. Das tut ihm gut, sagt er, schließlich müsse man ja in seinem Alter etwas für die Gesundheit tun. Der 96-Jährige lacht.
Aktivierende Hausbesuche waren "die beste Idee"!
Dass Herr Fischer seit vielen Jahren kommt, „das war die beste Idee“, sagt Herbert Mayer. Gymnastik und Gespräch. Beides schätze er überaus. Auch seine Tochter. Thomas Fischer bringe Schwung ins Haus, bereichere das Leben mit seinen Gesprächsthemen und den Übungen. Sie ist dankbar, dass sich jemand einmal die Woche eine Stunde Zeit für ihren Vater nimmt. „Wir lachen oft“, sagt Herbert Mayer, als sie zu Beginn kurz gemeinsam am Tisch sitzen. Die Übungen dienten ja auch dazu, dass er eine Tasse Kaffee halten kann – oder das Viertele. Herbert Mayer lacht. Er lacht deutlich leiser als der Übungsleiter, der immer wieder herzlich auflacht. Ansteckend. Beide genießen das. Und den Sport.
Thomas Fischer lobt die Muskulatur seines Klienten. Die sei für sein Alter noch gut. Dennoch beobachtet er, wie die Kraft in den vergangenen Jahren nachgelassen hat. Muskelrückbildung sei einfach eine Folge des Alters. Aber dagegen könne man etwas tun. Die beiden schreiten zur Tat. Thomas Fischer baut zwei Stühle auf, hilft dem Rollstuhlfahrer bei Bedarf. Nun sitzen sie sich gegenüber und starten das Aufwärmprogramm. Es folgen weitere Übungen. Schließlich werfen sie sich einen Ball zu. Das klappt noch ziemlich gut. „Das war die Lieblingsübung Ihrer Frau“, sagt Thomas Fischer. Er kennt sich bestens aus, schließlich entsteht nach so einer langen Besuchszeit eine enge Bindung. „Wir haben uns immer was zu sagen“, berichtet Herbert Mayer.
Das "Karma-Konto" gefüllt
Thomas Fischer weiß, wer der Hausarzt ist, wie Herbert Mayer noch als Jugendlicher im Zweiten Weltkrieg sein Bein verloren hat, dass er Jahrzehnte bei Bosch gearbeitet hat. Er weiß, dass sein Klient gerne in die Vergangenheit blickt – aber auch nach vorne, schließlich hat er Enkel und Urenkel. Thomas Fischer überfordert den 96-Jährigen nicht. Er fragt, prüft manchen Bewegungsablauf und gibt Tipps. Bei jeder Übung fragt er, ob sein Klient Schmerzen habe. Meistens verneint Herbert Mayer tapfer. Aber er hat den Ehrgeiz, etwas zu tun. Und so absolvieren sie seit sieben Jahren ihr Übungsprogramm. Und das bringt den betagten Senioren etwas, weiß Thomas Fischer. Und ihm auch.
2017 habe er in der Zeitung über das Angebot erfahren – und direkt eine Ausbildung bei der DRK-Landesschule gemacht. „Ich war gerade im Ruhestand und dachte, das kannst du machen, da kannst du etwas zurückgeben.“ Denn ihm gehe es sehr gut. Er schaut gerne bei seinen Klienten vorbei. Aktuell sind es noch drei. Es waren mal deutlich mehr. Manche seien gestorben, andere hätten so abgebaut, dass ein Besuch nicht mehr möglich ist. Ältere Menschen zu besuchen macht ihm Spaß. Thomas Fischer spricht vom „Karma-Konto“, das man füllen kann. „Die Aktvierenden Hausbesuche sind für mich eine Bereicherung. Als Übungsleiter merkst du, dass du etwas bewirken kannst, dass es hilft, was du tust.“ Er weiß, dass er die Angehörigen entlastet, wenn er eine Stunde vorbeischaut. Darum wirbt er für neue Übungsleiter.
Beide Seiten können flexibel sein
Jeder könne Besuche übernehmen, egal mit welchem beruflichen Hintergrund und egal, wie alt man sei. „Ich kann es nur jedem Ruheständler empfehlen“, sagt er und lacht sein ansteckendes Lachen. Aber beim DRK seien auch berufstätige Menschen aktiv, die einen Ausgleich suchten. Und er könne zeitlich flexibel sein, schließlich sei er ja auch noch Opa. Da sei es gut, wenn sie die Termine passend absprechen könnten, wenn einer am gewohnten Termin mal nicht kann. Ein Programm, das nur Gewinner kennt.
Info:
In vielen Gemeinden im Rems-Murr-Kreis bietet der DRK-Kreisverband "Aktivierende Hausbesuche" für ältere Menschen an. Unsere ausgebildeten ehrenamtlichen Helfer besuchen hochaltrige Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an den DRK-Gymnastikgruppen teilnehmen können.
Einmal pro Woche kommt eine Übungsleiterin oder ein Übungsleiter ins Haus und führt ein individuelles Programm durch. Bewegungsübungen gehören dazu, Gedächtnistraining und Zeit für Gespräche.
Bei Vorliegen eines Pflegegrades kann über die Pflegekasse abgerechnet werden. Für Selbstzahler kostet die Stunde 19 Euro.
Die nächste Ausbildung zum Übungsleiter/zur Übungsleiterin findet im März in der DRK-Landesschule statt. Die Kosten übernimmt das DRK.
Informationen gibt:
Karin Gericke, Referentin für Gemeinschaft Wohlfahrt- und Sozialarbeit
Tel.: 07191/953691
Mail: karin.gericke(at)drk-rems-murr.de
Fax: 07151 2002-52