Aggressives Verkehrsklima - Wenn der Rettungswagen als Rammbock missbraucht wird
Am Montagnachmittag fuhr ein Autofahrer mit sehr hoher Geschwindigkeit hinter einem Rettungswagen des DRK her, der einen Patienten ins Klinikum Winnenden brachte und mit Sonderrechten, sprich Blaulicht und Martinshorn, unterwegs war. Der Autofahrer signalisierte nicht nur mit Lichthupe, dass er überholen wollte. Das Verhalten des Fahrers wurde in den sozialen Medien stark kritisiert.
Der Fahrer des Rettungsdienstes hat nun Anzeige erstattet. „Er hing den Kollegen an der Stoßstange“, sagt ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes. Dieses Verhalten häufe sich zunehmend, stellt das DRK fest. Auch wenn ein Rettungswagen mit Sonderrechten mit maximal 150 Km/h auf einer Bundesstraße unterwegs sei, folgten mitunter Fahrzeuge sehr dicht, um den Verkehrsfluss auszunutzen. Das DRK wird hier als „Rammbock“, beziehungsweise „Räumer der Straße“ missbraucht. Sie hängen dicht am Rettungswagen, damit sie nicht ausgebremst werden, wenn andere Verkehrsteilnehmer nach dem Rettungswagen wieder die Spur wechseln, oder weil sie vermuten, auf diese Art nicht geblitzt werden zu können. Wenn möglich, merkt sich das Rettungsdienstpersonal das Kennzeichen, um gegebenenfalls Anzeige wegen Nötigung erstatten zu können. Fahrzeugführer des Rettungsdiensts dürfen sich über die Regeln der Straßenverkehrsordnung hinwegsetzen, wenn höchste Eile geboten ist, um Menschenleben zu retten oder schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden.
Auch bei einer Staubildung gebe es Fälle, dass Fahrzeuge dem Rettungswagen in der Rettungsgasse folgen. Das führt zu Problemen, wenn mehrere Fahrzeuge des Rettungsdienstes benötigt werden. Das Bilden einer Rettungsgasse funktioniere zumindest auf großen Straßen nach der Gesetzesänderung besser. Es komme auch vor, dass Verkehrsteilnehmer dem Rettungsdienst den Vogel zeigen, wenn ein Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs ist und freie Bahn benötigt, schildern Mitarbeiter des DRK. Ein Problem sei auch, dass – vor allem ältere Verkehrsteilnehmer – nicht immer das elektronische Signalhorn wahrnehmen. Hier hat das DRK reagiert. Neue Fahrzeuge sind daher mit Pressluft-Sondersignal-Anlagen ausgestattet. Die könne man nicht überhören.
Foto: Hans-Dieter Seufert