10 Jahre Aktivierende Hausbesuche beim DRK Rems-Murr
Was ihr besser gefällt: Gymnastik oder das Gespräch? Erna zögert keine Sekunde. „Das Gespräch!“ Sie lacht. Im Gemeindehaus in Oppenweiler hat der DRK-Kreisverband kürzlich ein wichtiges Jubiläum gefeiert. Seit zehn Jahren werden Senioren wie Erna, die nicht mehr gänzlich mobil sind, von ausgebildeten Übungsleiterinnen und -leitern des DRK besucht. In den eigenen vier Wänden werden gezielt Angebote für Körper und Geist gemacht. Diese aktivierenden Hausbesuche bietet das DRK in vielen Städten und Gemeinden an. Ein Angebot, das nur Gewinner kennt.
Wenn manche Menschen nicht mehr zum DRK gehen können, kommt das DRK eben nach Hause! So kann man die Idee hinter den Aktivierenden Hausbesuchen zusammenfassen. Entstanden ist sie in Tübingen. Dort fiel den Gruppenleitern auf, dass für ältere Teilnehmer der Gymnastikkurse nicht die gemeinsame sportliche Betätigung zu viel geworden war, sondern der Weg dorthin. So entstand die Idee, betagte Senioren zu Hause aufzusuchen, damit sie sich weiterhin körperlich betätigen können und gleichzeitig einen netten Gesprächspartner haben.
Körperlich und seelisch fit!
„Dieses Angebot wollte ich in den Rems-Murr-Kreis bringen!“, sagt Kreissozialleiterin Heike Steinicke. Sie leistete Überzeugungsarbeit. Daraus entwickelte sich eine Erfolgsgeschichte. Bald gibt es fast 50 Übungsleiterinnen und Übungsleiter. Darauf ist Heike Steinicke zurecht stolz. Mit Gymnastik, Spiel und Spaß wird so seit zehn Jahren im Rems-Murr-Kreis zum körperlichen und seelischen Wohlbefinden der Senioren beigetragen.
Erna und Rosalinde bilden ein Tandem. Sie sitzen im Gemeindehaus in Oppenweiler nebeneinander und unterhalten sich. Es gibt Kaffee und Kuchen. Vor allem Erna freut sich auf den angekündigten Auftritt der Musikgruppe „Fidele Spätlese“. Beide Frauen wohnen in Aspach und seit einiger Zeit besucht Rosalinde die ältere Frau. „Ich wollte nach der Rente noch etwas unternehmen“, sagt die Übungsleiterin. Als sie im Mitteilungsblatt von dem Angebot gelesen hatte, ließ sie sich vom DRK ausbilden und besucht nun hochaltrige Menschen in ihrer Gemeinde.
Mehr als 70 Senioren erhalten kreisweit einmal in der Woche Besuch vom Roten Kreuz. Mit gezielten Bewegungsübungen wird in rund 30 Minuten die Muskulatur gekräftigt oder beispielsweise das Gleichgewicht trainiert. Je nach Vorlieben variiert die zweite Hälfte des Besuchs: Manche spielen Karten, manche erfreuen sich an den „vertrauten und vergnüglichen Gesprächen“, wie sie Erna nennt, andere gehen gerne spazieren. Für alle ist der Besuch der ausgebildeten Rotkreuzler eine willkommene Abwechslung, der Vereinsamung vorbeugt.
„Ich mache es einfach gerne“
Christa Frohnmayer vom DRK Althütte ist auch beim Jubiläum dabei. Sie freut sich, wenn die Senioren beim Abschied betonen, es sei sehr schön gewesen, dass sie vorbeigeschaut habe. „Ich mach es einfach gerne“, sagte sie entschieden. Manchmal merkten die Übungsleiter, dass sie Menschen aus der Einsamkeit holten. „Manche Senioren kommen einfach nicht mehr raus“, sagt Christa Frohnmayer. Die DRK-Helferinnen und -helfer wissen, wie wichtig und wohltuend ihr Dienst sei. Viele Hochbetagte freuen sich, eine Stunde in der Woche jemanden an ihrer Seite zu haben. Sie wollen erzählen, aber auch zuhören. Die Bemerkung: „Ach, könnten Sie nicht öfter kommen?“, sei ein schönes Kompliment. „Die Menschen sind einfach dankbar. Das ist die wichtigste Anerkennung“, sagt Christa Frohnmayer. Dass Senioren, die sie oft über Jahre besucht haben, versterben, damit müsse man lernen umzugehen. Das gehe ihnen oft schon sehr nahe, sagen die Übungsleiter.
Im Gemeindehaus in Oppenweiler sitzen die Tandems oft nebeneinander. Einige Rollatoren und Rollstühle stehen im Flur. Nach einer Runde Bingo tauschen sich alle aus. Übungsleiter sprechen miteinander über ihre Erfahrungen und die betagten Senioren genießen, dass sie heute gleich mehrere Stunden viel Unterhaltung haben. Mehr als 60 Personen schauen beim Jubiläum vorbei. Herbert ist weit über 90. Er wird von zwei Männern umrahmt. Übungsleiter Thomas, der ihn über viele Jahre besucht hatte, sitzt genauso neben ihm wie sein Nachfolger Ulrich, der den Schorndorfer seit einigen Monaten besucht. Der Senior genießt die Momente sichtlich. Herbert und Thomas halten immer noch Kontakt. Da ist eine Freundschaft entstanden. So sind die Aktivierenden Hausbesuche seit zehn Jahren ein Gewinn für alle.
Info:
Wer Interesse hat, besucht werden möchte oder älteren Menschen helfen will, kann sich gerne beim DRK melden. Fragen beantwortet Karin Gericke, Referentin für die Gemeinschaft Wohlfahrt- und Sozialarbeit beim DRK-Kreisverband: Karin.gericke(at)drk-rems-murr.de oder einfach anrufen: Tel.: 07191/953691.