Juniorhelfer knacken den Tresor
An diesem Morgen ist es noch dunkel vor den Fenstern der Kastenschule in Winnenden. 14 engagierte, erwartungsvolle und ein bisschen aufgeregte Viertklässler betreten ihren Klassenraum. Einiges ist heute anders als sonst. Die Prüfung nimmt heute nicht ihre Klassenlehrerin ab, sondern zwei Frauen vom Jugendrotkreuz.
In der Ecke steht ein großer Tresor mit sechs Ketten und Schlössern, auf einem Stuhl sitzt ein riesiger Bär mit Rotkreuzjacke und auf den Tischen sind verschiedene Kisten mit allerhand Verbandmaterial aufgebaut. All das haben die beiden Pädagoginnen vom DRK Rems-Murr mitgebracht. Heute findet für die Viertklässler die Juniorhelfer-Abschlussprüfung statt. „Wenn die Kinder diese Prüfung bestehen, dürfen sie, ausgestattet mit einer Verbandtasche und einer speziellen Kühlbox, Pausendienst machen und anderen Mitschülern professionell helfen“, erläutert Nina Siegle vom DRK Rems-Murr.
Sicherheit auf dem Pausenhof
Wer ein Schulsanitäts-Team an einer Grundschule etablieren will, muss etwas Vorarbeit leisten. Schulsozialarbeiterin Lea Lang und Klassenlehrerin Julia Müller von der Kastenschule haben im Vorfeld eine Lehrerfortbildung beim DRK besucht. Danach konnten sie, unterstützt von den JRK-Pädagoginnen, die Kinder in Erster Hilfe schulen. Bald werden sie selbstständig weitere Juniorhelfer ausbilden, die für Sicherheit auf dem Pausenhof sorgen werden. So wie die 14 jungen Schüler, die nun vom Roten Kreuz geprüft werden.
Damit die Prüfung mehr Spaß macht, hat das JRK-Team diese in ein Spiel verwandelt, bei dem die Ketten eines Tresors geöffnet werden müssen. In sechs Dosen befinden sich Aufgaben, die es zu lösen gilt. Zwei, drei Helfer arbeiten zusammen und können sich weitere Hilfe holen. Als Team zu arbeiten, sei immer ein guter Rat, meint Nina Siegle.
Herausforderungen angenommen
Nacheinander werden die Dosen geöffnet und die Herausforderungen angenommen. Perfekt und mit viel Eifer setzt die erste Kleingruppe einen Notruf ab und schon darf das erste Schloss am Tresor geöffnet werden. Auch der Schnitt mit einem Messer in den Finger wird von der zweiten Schülergruppe mit Bravour verbunden. Dabei werden auch die wichtigen Handschuhe für den Eigenschutz nicht vergessen. Das anschließende Ausfüllen des Verbandbuches ist unerlässlich, falls sich aus einer scheinbar harmlosen Verletzung unvorhergesehene Spätfolgen ergeben. Derlei zu protokollieren, sei doch eine gute Übung für das Erwachsenenleben. „Ich will lieber klein bleiben, um als Erwachsener nicht ständig Formulare ausfüllen zu müssen“, sagt ein Kind dazu trocken.
Schürfwunden, Verstauchungen und auch die Stabile Seitenlage mit lebensrettendem Handgriff und Atemkontrolle werden von den Schülerinnen und Schülern fachgerecht verarztet und vorgeführt. Und jedes Mal darf ein weiteres Schloss am Tresor geöffnet werden. Die Spannung, was darin wohl sein mag, steigt. Geschafft – die letzte Kette ist entfernt. Die Tresortür öffnet sich und ein prall gefüllter Innenraum kommt zum Vorschein. Den meisten Platz nimmt eine komplett ausgestattete Erste-Hilfe-Tasche und eine Kühlbox ein, auf ihnen liegen die Urkunden und die Juniorhelferausweise sowie Papiertüten gefüllt mit Rotkreuz-Kugelschreibern und Reflektoren für jeden frischgebackenen Juniorhelfer.
"Ich kann jetzt auch Mama zu Hause helfen"
Eifrig verteilen drei Schüler alles an ihre Mitschüler. Die Tasche und die Box werden in die Mitte gestellt und eine Schülerin darf sie öffnen, um allen den Inhalt zu zeigen. Kaum geht der Reißverschluss auf, spickelt ein Tröstebärchen heraus. Dieser wichtige Mitarbeiter der Juniorhelfer wird in Zukunft beim Trösten auf dem Pausenhof helfen. In der nächsten Pause werden die Materialien sofort mitgenommen. Etwas enttäuscht kommen die nagelneuen Juniorhelfer zur nächsten Unterrichtsstunde zurück „Es ist nichts passiert.“ Aber das sei ja auch gut so.
Nicht nur in der Schule können die Kinder nun helfen, hat eine Schülerin erkannt: „Ich kann jetzt auch Mama zu Hause helfen, wenn etwas passiert. Ich finde Juniorhelfer toll.“ Und auch das DRK-Team freut sich, dass es wieder neue Juniorhelfer gibt. Denn Helfen ist wichtig – und aufregend.
Infos: Die Kreisverband Rems-Murr bietet verschiedene Angebote für die Grundschulen (Erste Hilfe Schnupperkurse, Blaulicht- oder Helfertag, Juniorhelfer) und die weiterführenden Schulen (Schulsanitätsdienst) an. Informationen für Kinder, Eltern und Schulen geben Heidrun Hellmuth und Nina Siegle vom DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. Mail: JRK@drk-rems-murr.de, 07151 2002-24 und www.drk-rems-murr.de/jrk.