„Es ist nicht selbstverständlich, was unsere 200 Helfer vor Ort leisten“
Der DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. hat weitere 24 Helfer vor Ort mit Defibrillatoren ausgestattet, ein Schockgeber, der beispielsweise nach Herzinfarkten Leben retten kann. Zwei ehrenamtliche Einsatzkräfte, die in Schwaikheim als Nachbarn im Notfall helfen, haben über ihre Tätigkeit gesprochen – und deutliche Worte gefunden: Das große Engagement der Ehrenamtlichen sei nicht selbstverständlich.
Fast jede Woche gibt es in Schwaikheim einen Einsatz für die aktuell vier Helfer vor Ort, berichtet Bereitschaftsleiter und Notfallsanitäter Heiko Jung vom DRK-Ortsverein Schwaikheim. Helfer vor Ort werden bei schwerwiegenden Notfallereignissen wie Herz-Kreislauf-Stillstand und Bewusstlosigkeit standardisiert parallel zum Rettungsdienst alarmiert. „Wir sind in der Regel zwei bis fünf Minuten vor dem Rettungsdienst vor Ort“, sagt Rettungssanitäter Dennis Hilf. Sie überbrücken die therapiefreie Zeit, „und da bist du gefordert!“ Wenn es die Situation und der Arbeitgeber zulassen, erreicht er mit seiner Helferausrüstung im Auto nach drei, vier Minuten den Notfallort, sagt Vertriebler Dennis Hilf.
"Helfer vor Ort hat es schon in sich“
„Du sitzt am Schreibtisch und kommst aus einer völlig anderen Situation in einen Einsatz“, schildert Dennis Hilf. Meist liegen schwere Verletzungen vor. Oft gehe es um Leben und Tod. Die Integrierte Leitstelle teilt mit, was und wen er vorfinden wird. „Vor allem wenn Kinder betroffen sind, stellt uns das vor besondere Herausforderungen. Helfer vor Ort hat es schon in sich“, sagt er. Es bedeute Stress, Adrenalin. „Es ist eine Herausforderung, aber man wächst mit der Aufgabe.“ Er findet mitunter bewusstlose Menschen vor und Patienten mit schweren Verletzungen. Manchmal kommt ihre Hilfe auch zu spät. Darauf müsse man vorbereitet sein.
Erreicht er einen Einsatzort, sind die Angehörigen dankbar und froh, dass da jemand kommt, der helfen will. Und helfen kann. Aber Dennis Hilf betont: „Es ist nicht selbstverständlich, was unsere 200 Helfer vor Ort im Kreis leisten!“, sagt er und betont: „Die Menschen sollten sich fragen: Kann ich selber Zeit investieren, einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen, um Menschen in einer Notlage helfen zu können oder bin ich bereit, andere, die dies in ihrer Freizeit tun, zu unterstützen? Das muss man mal ansprechen!“
„Es ist ganz klar, dass wir helfen“
Die professionellen Strukturen beim Ehrenamt des Roten Kreuz, das habe auch der Einsatz im Ahrtal gezeigt, erzeugten eine hohe Erwartungshaltung. Es werde oft als selbstverständlich angesehen, dass es 200 ehrenamtliche Helfer im Kreis gibt. Das sei es aber nicht. Das hohe Niveau vieler ehrenamtlicher Einsatzkräfte sei das Ergebnis ihrer hervorragenden Ausbildung, ihrer guten Ausstattung, vieler Übungsabende und Fortbildungen sowie ihrer Erfahrungen aus der Praxis. „Alles was wir hier machen, machen wir ehrenamtlich“, sagt auch Heiko Jung. „Es ist ganz klar, dass wir helfen“, aber die Ortsvereine stünden vor Herausforderungen: Neue Mitglieder finden, ständig einsatzklar sein, Aus- und Fortbildungen ermöglichen.
Ihr Ehrenamt kostet Freizeit, mitunter Nerven und immer auch Geld. Ein Beispiel: Elektroden, die bei einem Einsatz des Defibrillators ersetzt werden müssen, zahlt der Ortsverein genauso wie die regelmäßige Wartung und den Austausch der Batterien. Den überwiegenden Teil ihrer Ausgaben erwirtschaften Ortsvereine durch Spenden und Fördermitgliederbeiträge sowie durch aktive Leistungen wie Sanitätsdienste, Kursangebote und Blutspende-Aktionen. Viel Aufwand also. Aber die Ehrenamtlichen betonen die Vorteile ihres Ehrenamtes. „Im Ortsverein zusammenzukommen, zusammenzuarbeiten und Menschen zu helfen, das macht Spaß“, sagt Heiko Jung. Ihr Ehrenamt beim Roten Kreuz sei ein attraktives Hobby, bei dem sie Menschen helfen selbst gefordert werden.
„Das DRK ist in vielen Bereichen ein sehr professionelles Ehrenamt“
„Das DRK ist in vielen Bereichen ein sehr professionelles Ehrenamt“, sagt Kreisgeschäftsführer Sven Knödler mit Blick auf die Bereitschaften, den Notfallnachsorgedienst, die Rettungshundestaffel sowie die vielen Übungsleiterinnen und die Bereitschaftsleiter in den Ortsvereinen. „Sie alle investieren in ihrer Freizeit viel Herzblut.“ Im Notfall könne das DRK Rems-Murr für den Bevölkerungsschutz Hunderte von ausgebildeten ehrenamtlichen Einsatzkräften aktivieren. „Das, was das Ehrenamt leistet, ist das Ergebnis harter Arbeit. Es verdient Dankbarkeit, Anerkennung und Unterstützung. Daher sind wir über jeden Teilnehmer eines Erste-Hilfe-Kurses, über neue Mitglieder in den Ortsvereinen und über Fördermitglieder dankbar.“
Infos:
Dennis Hilf ist seit rund zwei Jahren als Helfer vor Ort aktiv. Seine ehrenamtliche Karriere beim DRK begann bereits vor 20 Jahren. „Ich bin wegen Corona wieder eingestiegen“. Als er die Bilder im Fernsehen sah, entschied er sich, „wieder das einzubringen, was ich gelernt habe.“ Er machte die Zusatzausbildung zum Helfer vor Ort. Heiko Jung ist seit einem Vierteljahrhundert beim DRK aktiv, hauptberuflich als Notfallsanitäter und ehrenamtlich als Bereitschaftsleiter und Helfer vor Ort in Schwaikheim.
Wer ausgebildeter Sanitäter ist, kann nach einer Zusatzausbildung als Helfer vor Ort tätig werden. Regelmäßig stehen Fortbildungen und Dienstabende an. „Unsere Helfer vor Ort verfügen über ein hohes Maß an Professionalität und wir können diese Menschen guten Gewissens in Einsätze schicken“, sagt Heiko Jung. Auskünfte gibt es auf www.drk-rems-murr.de und bei den DRK-Ortsvereinen.
Der DRK-Kreisverband dankt allen Spenderinnen und Spendern für ihre Unterstützung, denn so konnte das DRK in der Vergangenheit alle 200 Helfer vor Ort mit Defibrillatoren ausstatten. Unser Dank gilt unter anderem: Backnanger Kreiszeitung, Kreissparkasse Waiblingen, Zeitungsverlag Waiblingen.
Fotos: Siekmann / DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V.